Samstag, 25. Juli 2009

Bern: Skilager

Ich fand das immer einen ganz hübschen Vergleich, und ich bemühte ihn fast inflationär: Gurtenfestival ist wie Skilager.

Mit dem Bähnli auf den Berg, weit weg von daheim. Ausnahmezustand und Alkohol. Keine Eltern weit und breit. Sich aufführen wie Kinder. Ausrutschen und ein Bein brechen auf der Piste. Zu wenig schlafen. Bisschen Rummachen mit jemandem, weil was dort oben auf dem Berg passiert, bleibt dort oben. Fies tun gegen die blöden Kinder vom anderen Skilager (oder lachen über die peinlichen Idioten im Baccardi-Zelt). Flaschen vor dem Lehrer verstecken (oder vor den Broncos bei der Eingangskontrolle). Lustige Skimützen gegen die Kälte tragen (oder blöde Hüte und Sonnenbrillen gegen die Sonne). Das alles einfach mit Bier statt Pescafrizz.

Solches Zeug dachte ich auch dieses Jahr wieder und fands wahnsinnig originell. Bis es vergangenes Wochenende dann plötzlich saukalt wurde.

Und sich am Gurtenfestival einmal so richtig Skilagerfeeling einstellte

Sarah Pfäffli

Samstag, 18. Juli 2009

Bienne: Telefönli

In Biel war Abend, es war kühl für die Jahreszeit. Alle standen draussen, weil man drinnen nicht mehr rauchen darf. Ich traf einen alten Freund.

Er rege sich fürchterlich auf, sagte er. Diese Verniedlichungen, er könne sie nicht mehr hören. Mit den Gspänli ans Seeli, ein Würstli vom Grill und ein Bierli dazu; hallo, gehts noch.

Ein schnelles Autöli, ein schönes Tägli, ein wunderschönes Mörgeli? Der Freund redete sich in Rage. So sprechen vielleicht Spielgruppenleiterinnen mit Birkenstocksandalen oder Pädagogen mit freikirchlichem Hintergrund und Fischklebern auf dem Heck. Aber normale Menschen?

Er arbeite seit ein paar Tagen mit einem neuen Kollegen zusammen, erzählte der Freund. Der sei in Sachen -li nicht zu toppen. Erst vor ein paar Tagen habe ihn der Typ gefragt, ob er sein Nateltelefönli ausleihen dürfe. N-a-t-e-l-t-e-l-e-f-ö-n-l-i, buchstabierte der Freund. Schlimmer gehts nicht.

Jedes Mal, wenn er den getroffen habe, sagte der Freund, brauche er ein Zigarettli.

Fabian Sommer

Samstag, 11. Juli 2009

Bern: Nipplegate

Es ist ja immer so: Wenn man in Bern jemanden treffen will, trifft man ihn ganz bestimmt nicht. Das gilt für Grossereignisse wie das Gurtenfestival ganz besonders, hat aber auch in umgekehrter Richtung seine Gültigkeit: Wenn man gerade niemandem begegnen will, trifft man bestimmt die halbe Stadt. Das musste ich kürzlich wieder feststellen.

Es dunkelte schon ein, da beschlossen mein Gspänli und ich, zwecks Abkühlung in die Aare zu hüpfen. Also ab ins zugemüllte Marzili. Kleider weg, Bikini an, hops, pflatsch, treiben lassen. Wieder frisch und äusserst fröhlich entstiegen wir dem wunderbaren Gewässer.

Nie steht dort jemand oben an der Treppe. Nie. An diesem Abend aber schon. Viele Bekannte von mir beim Biertrinken. Ich winkte fröhlich und freute mich.

Bis ich merkte, dass mir die fiese Aare beim Aussteigen den Bikini runtergezogen hatte.

Hupsala.

Der fragliche Aare-Ausstieg heisst seither in gut unterrichteten Kreisen «Nipplegate».

Sarah Pfäffli

Samstag, 4. Juli 2009

Bienne: Finger

In Biel war Pingpongturnier, es gab Weisswein mit Citro, und ich traf einen alten Bekannten.

Er habe an der Barbarie etwas ziemlich Hässliches erlebt, berichtete er. Die Barbarie, das nur am Rande, ist die Gegenveranstaltung zum Bieler Sommerfest Braderie und super. Dort sei es passiert, letztes Wochenende, just, als er urinierbereit an einem etwa zweieinhalb Meter hohen Gitterzaun gestanden sei. Ein Mädchen, vielleicht 18, habe über den Zaun klettern wollen, erzählte der Bekannte. Sie sei dann mit ihrem Fingerring im Gitter hängen geblieben und auf den Boden gefallen. Zack. Finger ab. Sie: benommen am Boden. Ihre Freunde: mit Handys und Feuerzeugen am Boden. Im Dunkeln auf Fingersuche.

Der Finger sei schliesslich gefunden und das Mädchen in Spitalpflege überbracht worden, berichtete der Bekannte. Es sei wohl wohlauf.

Vor dem Einschlafen habe er sich vorgestellt, was er getan hätte, wenn er den Finger am nächsten Tag gefunden hätte. Ich wäre an die Bar gegangen, sagte er leise, und hätte Bier bestellt. Elf Bier.

Fabian Sommer