Samstag, 27. März 2010

Bienne: Spitzenplatz

In Biel war Frühling, überall kam Sonne hin. Ich las die Kriminalstatistik des Kantons und sah, dass unser Amtsbezirk bei der Anzahl Straftaten pro 1000 Einwohner an der Spitze liegt.

Mir lief ein alter Bekannter über den Weg, der eine anschauliche Anekdote zu besagter Statistik auf Lager hatte. Er erzählte vom traditionsreichen Antiquitätengeschäft in seinem Wohnhaus, das kürzlich an einen neuen Besitzer aus dem westafrikanischen Raum übergegangen ist. Im Schaufenster des Ladens sei ein Esstisch gestanden, den er gerne für ein Fest ausgeliehen hätte, sagte der Bekannte. Personal habe er im Geschäft aber vergeblich gesucht. Dafür seien im Hinterraum fünf Männer daran gewesen, Hanfblüten in ansehnlicher Menge zu sortieren und abzupacken.

Dass im Antiquitätengeschäft jemand nach Möbeln fragt, habe die Jungs offensichtlich sehr überrascht. Den antiken Tisch aber hat er dann bekommen, gratis gar. Er steht noch heute in seinem Esszimmer.

Fabian Sommer

Samstag, 20. März 2010

Bern: Jööö!

Jööö! Diese Bärli! Noch nie hat in Bern etwas so schnell und reibungslos geklappt: Bärenpark auf, Bärenfrau schwanger, flauschige Bärchen tapsen rum. Hätte es noch besser laufen können? Man stelle sich nur vor, nach vier Jahren Bärlilosigkeit hätte sich Bernd Schildger den Medien stellen müssen, um zerknirscht zu erklären, man versuche es jetzt halt mal mit In-Vitro-Fertilisation. Aber nix da! Alles total super!

Jetzt ist Bern also noch herziger als vorher. Jööö. Dabei sind wir doch eh schon die Jööös der Schweiz. Zumindest in Zürich fühle ich mich als Bernerin manchmal, als wäre ich selbst ein Bärenbaby. Jööö! Berndeutsch ist so schön! Ihr Berner seid so gemütlich! Jööö. Und dann bekommt man in Zürich ständig diese übertriebenen Begrüssungen und Abschiede. Immer gleich umarmen. Wie in Amerika. Ich mag das nicht, so viel Nähe von mir wenig bekannten Menschen. In der Hinsicht bin ich ein wenig unterkühlt.

Vielleicht eher ein Eisbärenbaby.

Sarah Pfäffli

Samstag, 13. März 2010

Bienne: Joghurt im Zug

In Biel war Endstation. Alle aussteigen.

Bei der Baustelle am Bahnhof traf ich eine alte Bekannte. Sie kam offensichtlich gerade aus dem Zug. Diese verdammte Joghurtesserei im Abteil, fluchte sie. Dann legte sie los.

Kein anderes Nahrungsmittel sei so ungeeignet, in der Öffentlichkeit zu sich genommen zu werden, wie ein Joghurt, sagte die Frau, eine studierte Psychologin übrigens.

Dieses Löffeli-aus-dem-Knistersäckli-Nehmen! Dieses frivole Deckelablecken! Dieser stiere Blick in den Becher! Diese hektischen und nicht enden wollenden Löffeli-zu-Mund-Bewegungen! Diese schleimigen Blasen im Mund! Und nicht zu unterschätzen: die Becherexplosionsgefahr bei Wärme! Joghurtessen sei einfach zu intim für ein Zugabteil.

Sie fordere jetzt Massnahmen von der SBB, meinte die Bekannte. Ein joghurtfreier Waggon pro Zug müsse doch drinliegen.

Fabian Sommer