Samstag, 28. August 2010

Bienne: Französisch

In Biel stand das Wochenende der Kermesse de la vielle ville vor der Tür. Altstadtchilbizeit, liebe Nichtbieler. Die Marktfahrer zimmerten ihre Stände zusammen. Ich schlenderte durch Untergässli, Ruelle de l’Hôtel de Ville und Ring und genoss die Vorfreude aufs letzte Fest des Sommers, die auf den Gesichtern und in der Luft lag.

Am Ende der Strasse stand eine Bushaltestelle, und ich traf dort einen alten Bekannten. Er war bereits in Herbststimmung, da gerade von der Teampräsentation des EHC Biel kommend.

Im Hinblick auf die in 13 Tagen beginnende Saison sei es doch schon mal ein gutes Omen, dass sich die EHC-Ausländer den hiesigen Sprachgepflogenheiten anpassen, meinte er. Auf die Frage des Moderators, ob es seiner Familie in Biel gefalle, habe der italokanadische Hockeygott R. F. auf Französisch geantwortet: «Ma famille est folle.»

Fabian Sommer

Samstag, 21. August 2010

Bern: Quasi Kreisfluss

Einer der schönsten Orte Berns ist die Mauer vor dem Landhaus. Entdeckt hat den ein Gspänli von mir, und ich bin jetzt auch Fan. Der Ort ist so schön, weil er kein offizieller Ort ist. Meist geht man an ihm vorbei. Er wird erst zu einem Ort, wenn man sich auf die Mauer setzt.

Dann sieht man, wie sich die Aare hier eng an die Altstadt schmiegt. Man starrt ein wenig ins Wasser, guckt mitleidig die Jogger an und hört Autos übers Kopfsteinpflaster rattern. Ab und zu hüpft jemand in die Aare. Jemand anderes nimmt einen Schluck Bier, macht einen tiefen Seufzer und sagt: Das isch Läbesqualität. Ein schönes Sommerritual, finde ich.

Kürzlich fuhr die Polizei vorbei und machte grosse Augen. Wir sagten: Gump!, und die Gielen sprangen. Was wiederum zwei amerikanische Touristen beeindruckte. Das darf man in Bern!

Dann fragten die Amis, ob man wieder am gleichen Ort rauskommt, wenn man hier in die Aare geht. Quasi Kreisfluss.

Darauf tranken wir noch eins.

Sarah Pfäffli

Samstag, 14. August 2010

Bienne: Vorurteile

In Biel war gerade alles easy. Weil einen aber das nicht vor der Dienstpflicht bewahrt, rückte ich ein. Und als ich ankam in der grossen Stadt an den Grenzen zu Deutschland und Frankreich, sah ich mich wieder einmal mit Vorurteilen konfrontiert. Biel? Sehr gefährlich. Aus Biel? Strube Siechen dort. Ein Bieler? Du verkaufst sicher Drogen.

Als ich nach Hause kam, versuchte ich, die Touristenbrille aufzusetzen. Am Bahnhof verschreckte ein bärtiger, sehr alter Alkoholiker Passantinnen, indem er sich von hinten an sie anschlich und ihnen ins Ohr schrie. Nebenan sassen Männer aus Nordafrika und Ex-Jugoslawien und tauschten Geldscheine und Säcklein.

Ganz kurz dachte ich, die Vorurteile über meine Stadt seien gerechtfertigt. Dann kam ich in die Altstadt. Dort lief ein Konzert unter Sternenhimmel. Ein junger Mann mit Irokese tigerte hin und her, riss immer wiederkleine Hanfpflanzen aus Blumenkisten und verteilte sie dann feierlich den Damen auf dem Platz.

Fabian Sommer

Samstag, 7. August 2010

Bern: Capital Impressions

Am Sonntagmorgen ist Bern wie eine Stadt aus einem Weltuntergangsactionfilm. Das einzige Leben sind dann Touristen. Dann sieht man mal, wie viele das sind. Zurzeit, so steht es in meiner Privatstatistik: so viele wie noch nie. Sie sammeln Capital Impressions (Slogan von Bern Tourismus). Yeah.

Manche Berner nerven sich ja über die fotografierenden Herden. Ich aber will super Impressions hinterlassen. Deshalb bin ich immer extra nett. Faltet eine Japanerin einen Stadtplan auf, bin ich schon zur Stelle. Hat sich beim Bahnhof ein Schwede auf die Welle verirrt, hüpfe ich herbei und stelle klar: «Nej, das ist nicht der Hauptausgang.» Ich bleibe still, wenn in meiner Hörweite ein Amerikaner seinem Kind sagt, im Bundeshaus lebe der Präsident. Und ich schweige selbst dann höflich, wenn im Tram eine Deutsche ihrem Mann erklärt, in der Schweiz würden alle Städte ihre Junkies nach Bern schicken.

Weil auch das sind halt Capital Impressions.

Sarah Pfäffli