Samstag, 25. September 2010

Bienne: Kneubühl

In Biel war wieder Ruhe. Endlich hatte man Zeit, die aufregenden Tage bis zur Verhaftung von Peter Hans Kneubühl zu verarbeiten. Ein Spassvogel wollte Superhund Faro als Nachfolger von Stadtpräsident Stöckli portieren, ein anderer forderte ein Denkmal für den Köter im Stadtzentrum.

Bemerkenswerter fand ich die offenbar wahre Geschichte, die ein alter Bekannter erzählte. Dessen Mutter wohnt im Lindenquartier, unmittelbar neben dem Haus des Amokläufers. Am Tag zwei des Dramas bezogen schwer bewaffnete Elitepolizisten in ihrem Garten Stellung, den Finger stets am Abzug. Die gute Frau machte den Jungs ab und zu Kaffee und hielt sich ansonsten im Hintergrund.

Am Tag drei fehlte von Kneubühl weiterhin jede Spur. Die Mutter des Bekannten allerdings bekam einen klaren Befehl. Die drei Hanfpflanzen dort hinten im Beet, sagte ein Schwerbewaffneter, die müssen Sie ausreissen. Sofort.

Fabian Sommer

Samstag, 18. September 2010

Bern: Basiskapitalismus

Früher, als ich noch jedes Wochenende zweimal in den Ausgang ging (liebes Leben, ist diese Phase wirklich vorbei?), war ich auch jedes Wochenende in der Reitschule. Deshalb werde ich auch ein kräftiges I love Reitschule in die Urne werfen.

Für Jugendliche ist das nämlich ein tipptopper Ort. Nicht nur wegen der Musik im Dachstock. Und weil halt alle dort sind. Und weil man dort so viel raucht und trinkt und küsst und konsumiert und sich dabei schön antikapitalistisch fühlen kann.

Sondern ein wenig auch, weil Erwachsene die Reitschule blöd und/oder gefährlich finden. Dann müssen Jugendliche grad extra hin, das ist quasi ihr Job.

Heute bin ich nur noch selten in der Reitschule. (Eben, das Alter!) Neulich am Flohmarkt. Es gab Ramsch und Kettensägen. Und ein Gspänli erzählte mir: Wenn man dort sein Zeug verkaufen will, muss man am Morgen um 4 Uhr vor dem Tor stehen und ellbögeln wie verruckt, damit man einen guten Verkaufsplatz bekommt.

«Basiskapitalismus», nannte sie das. Uiuiui!

Sarah Pfäffli

Samstag, 11. September 2010

Bienne: Freibier

In Biel war Eröffnungsfest eines Lebensmittelladens im Bahnhof. Man fuhr tatsächlich mit der Rolltreppe in den neuen Shop hoch, geehrte Kollegin Pfäffli, es war eine Sensation.

Und weil die Situation grad passte, musste ich dem alten Bekannten neben mir den alten Witz erzählen. Was ein Berner auf einer Rolltreppe sei, fragte ich. Dummheit am laufenden Band, antwortete er korrekt.

Hihi, machten wir und orderten mehr Freibier. Dann wechselte der Bekannte endlich das Thema. Er sei kürzlich mit einem Freund in dessen Auto in eine Polizeikontrolle geraten, erzählte er. Und dort habe er zum ersten Mal überhaupt einen witzigen Polizisten erlebt.

Der Schmierlatz habe nach Führerausweis und Fahrzeugausweis verlangt. Und dann nach dem «Arztzeugnis des Beifahrers». Als sein Freund stutzig guckte, sagte der Polizist, der Herr müsse sich ja offensichtlich nicht angurten. Die Höhe der Busse betrug 60 Franken.

Fabian Sommer

Samstag, 4. September 2010

Bern: Rolltreppen

In Züri hat man was ausgeheckt. Neu stehen Schilder im Bahnhof, die den gemeinen Pendler ermahnen, auf der Rolltreppe links zu gehen und rechts zu stehen. Ich sage: Schilder sofort nach Bern importieren!, denn hier herrscht Rolltreppen-Anarchie, und so sehr ich die Freiheit jedes Einzelnen hochhalte, so sehr bin ich Fan von Regeln, die machen, dass mir kein Freizeitmensch mit Koffer im Weg steht.

Deshalb bewundere ich die Engländer. Die können nämlich Rolltreppe fahren. Und sie können Schlange stehen. Sie machen das freiwillig. Wie hübsch! Die Berner können das nicht. Hat man am YB-Match gegen Tottenham wieder gesehen: Hauptsache vordrängeln. Nicht mal zivilisiert fürs WC oder für eine Wurst anstehen können die Berner. Immer haben sie Angst, zu kurz zu kommen.

Ich frage mich, wie das in Biel ist. Können die Seelandais Schlange stehen? Und Rolltreppe fahren? Wobei: Gibts in Biel eigentlich Rolltreppen?

Sarah Pfäffli