Samstag, 30. Oktober 2010

Bern: Zmorge

Ich bin gerade in Kalifornien. Das schreib ich, weils schön blöffig klingt, aber auch, weil ich hier was gemerkt habe: Touristen, die Bern besuchen, tun mir leid. Denn das Schönste an Ferien ist ja das Zmorge. Im Ausland erhält das Essen eine Bedeutung wie im Altersheim: Jede Mahlzeit wird gefeiert, und die beste von allen ist die erste. Der Tag voller Möglichkeiten, man ist guter Dinge, die Zeitung noch frisch. Jede Stadt, die was auf sich hält, verfügt deshalb über gute Frühstückslokale.

Nur Bern nicht.

Zmorge gibts hier fast nirgends, und wenn, dann bis 9 Uhr oder aber gleich ein Buffet für 45 Stutz. Und das nur am Sonntag.

Dagegen Kalifornien: Breakfast in jeder Beiz. Zmorge ist hier big. Eier in allen Varianten, Cereals, Toast, Früchte. Olé olé USA! Einmal konnte ich mich nicht zwischen Pancakes und Oatmeal entscheiden. Darauf unsere Gastgeberin: Du kannst beides haben. Alles ist möglich, das ist Amerika.

Daheim gäbe es ein trockenes Gipfeli. Das ist Bern.

Sarah Pfäffli

Samstag, 23. Oktober 2010

Bienne: Das Gute daran

In Biel war der Wurm drin. So viel Negatives über die eigene Stadt in so kurzer Zeit; das schlägt selbst unbekehrbaren Biennois wie meinem alten Bekannten aufs Gemüt.

Nur schnell zur Erinnerung, sagte er bei Pfefferminztee mit Vieille Prune. Bielerseeboots-Drama, Kneubühl-Drama, Hurenmord-Drama, Angeschossener-Ivorer-Drama, Verdächtiges-Paket-im-Zentrum-Drama.

Aber, sagte der Bekannte und lächelte, all die Dramen haben auch ihr Positives. Die Bieler Polizisten und ihre verschiedenen Gehilfen haben jetzt ein schlechtes Gewissen dem gemeinen Bürger gegenüber. Stimmt, die sind plötzlich alle so nett, sagte ich.

Nun ging es darum, unsere These mit Fakten zu untermauern. Und wir mussten nicht lange überlegen: Exzessiver Parkzeitüberschreiter A (er) und exzessiver Parkzeitüberschreiter B (ich) haben den wöchentlichen Parkbussenschnitt seit dem Kneubühl-Drama von 160 auf sagenhafte 0 Franken gesenkt!

Fabian Sommer

Samstag, 16. Oktober 2010

Bern: Shoooeess!

Kürzlich war meine Cousine aus Australien da. Sie spricht gut Berndeutsch mit englischem Akzent. Das ist auf der Sexiest-Akzente-Skala noch weiter oben als Berndeutsch mit französischem Akzent, finde isch. Auch ihr Verlobter versuchte sich im Bärndütsch. Wenn wir uns verabschiedeten, sagte er extra affektiert: Schuuuuuuuss!

Mit der Zeit nervte es ein wenig.

Bis ich herausfand, warum er das so sagte. Der Cousinenverlobte hatte von einem Engländer, der in der Schweiz lebt, eine Anleitung fürs Berndeutsche bekommen. Zwar nur einen abgegriffenen Zettel, der es aber in sich hat. Er verrät Englischsprechenden, wie man die wichtigsten deutschen Wörter ausspricht.

«Chew the Gum» für Tschuudigung.

«Donkey Field Mouse» für danke vielmals.

«Trout Salmon» für tschau zäme.

Und dann dreimal raten, was für tschüss stand:

«Shoes (high voice)»

Hihi. Shooooeeeees!

Samstag, 9. Oktober 2010

Bienne: Sack

In Biel war schon Oktober und irgendwie noch immer Sommer. Die Leute sassen draussen und tranken Wein vom See. Ich war da selbstverständlich dabei und gerade mit einem alten Bekannten vor einer Bar, als wir einer Begegnung zweier offensichtlich alter Freunde beiwohnen durften.

Freund 1 stand vis-à-vis jener Bar, vor der wir sassen. Er war ein durchschnittlicher, gepflegter, älterer Herr. Freund 2, der gerade auf Freund 1 zukam, hatte sehr fettige Haare, sehr gelbe Zähne, einen sehr verfilzten Bart. Und ein Jeansgilet mit kleinen Plüschtieren an Schlüsselringen.

Als dann Freund 1 Freund 2 per Handschlag begrüssen wollte, sagte Freund 2 wörtlich: «Spinnst du? Jetzt war deine Hand so lange in deinem dreckigen Hosensack und an deinem dreckigen Sack! Und jetzt willst du, dass ich sie anfasse!»

Freund 1 verabschiedete sich bald darauf mit einem sauberen Schulterzucken. Und wir bestellten noch ein Glas Wein.

Fabian Sommer

Samstag, 2. Oktober 2010

Bern: Antworten

Was ich schon lange mal sagen wollte respektive nicht immer wieder sagen mag:

1. Nein, ich habe kein Feuer.

2. Es hat noch jeder einen Sitzplatz im Zug gefunden. Ihr braucht nicht so zu drängeln auf dem Perron, wenn die Leute aussteigen wollen.

3. Liebe Mädchen und nicht mehr so ganz Mädchen: Leggins sind keine Hosen.

4. Lieber Barkeeper, ich stehe hier schon sehr lange. Bitte zwei Stangen.

5. Nein, keine Panachés. Es gibt Frauen, die trinken Bier.

6. Liebe Coiffeuse, nein, Sie brauchen mich nicht zu unterhalten, ich will eigentlich bloss einen neuen Haarschnitt und dazu Tratschheftli lesen.

7. Nein, ich will nicht spenden.

8. Lieber Kebabmann, wie seit zweieinhalb Jahren: ohne Zwiebeln, mit wenig Scharf.

9. Lieber Bekannter, nein, ich habe nicht kalt, und wenn du mir mit dieser Frage sagen möchtest, dass ich zu wenig anhabe, dann sags doch einfach.

10. Nein, ich habe kein Fränkli für ein Gschänkli, und selber Holterdipolter, im Fall.