Samstag, 26. Februar 2011

Bienne: Auf der Puce

In Biel war Flohmarkt in der Coupole. Dabei handelt es sich um das Autonome Jugendzentrum Gaskessel, liebe Nichtbieler.

Der Chessu-Flohmi, wie wir ihn nennen, ist ein ausserordentlich schöner Anlass. Diesmal erspähte ich in einer Schachtel vor dem Stand einer vietnamesischen Händlerin gute Filme. Auf der Schachtel war ein Schild angebracht: «DVDs: 3.–» Ich hielt der Frau Stanley Kubricks «Clockwork Orange» und 3 Franken hin. Sie sagte: «Dieser Film anders, dieser 5 Franken.» Ich zahlte, der Film ist ja in der Tat anders.

Ich traf dann einen alten Bekannten, und wir fragten uns, ob in der Coupole wohl Verwandte der geschäftstüchtigen Vietnamesin agiert hatten. Immerhin glänzte vier Stunden nach der samstagnächtlichen Party alles wieder. Tchai-Tee und Crêpes würden über jene Theke gereicht, auf der sich kurz vorher noch ausgeschüttete Drinks, Bierflaschenscherben und Kotze vermischt hatten.

Nett ging es nebenan zu. Ein offensichtlich bekiffter Mann feilschte mit einem Händler um den Preis für einen Porzellanteller. «Was willst du für den Teller?», fragte er. «Fünf Stutz.» – «Warum so viel für diesen Scheissteller?» – «Der ist handbemalt, mein Freund.» – «Ja und, Mann? Gibts auch fussbemalte?»

Fabian Sommer

Samstag, 19. Februar 2011

Bern: Im Tümpel

Dass Bern eine Kleinstadt ist, sieht man zum Beispiel daran, dass es hier kein Hallenbad mit 50-Meter-Becken gibt. Dabei wäre Schwimmen ein 1-a-Wintersport, weil sensationell langweilig und daher tipptopp zum Nachdenken. Schwimm, schwimm, denk, denk. Aber in den Berner 25-Meter-Tümpeln ist das Baden kein Vergnügen. Ständig muss man überholen (plappernde Freundinnen, die nebeneinander schwadern) oder wird selbst überholt (von um sich spritzenden, mit Schwimmbrillen, Speedo-Badehosen und Plastikhauben ausgerüsteten Muskelfischen) und kommt sich dann ein wenig plump und mittelmässig vor. Bahn 1 und 2 sind sowieso geschlossen, weil Sportstudenten Turmspringen üben oder übermotivierte Lehrer ihre

trägen Schulklassen herumscheuchen.

So zieht man seine Bahnen halt in der Parfümfahne von älteren Damen und muss dabei dem eitlen Geck in den engen Badhösli neben dem Becken bei seinen Sit-ups zuschauen – man hat ja keine Ausweichmöglichkeit. Auch nicht beim Duschen, da stand ich kürzlich zwischen einer sagenhaft dicken und einer schrecklich mageren Frau. Und dachte mir: Selten im Leben ist es so schön, absolut mittelmässig zu sein.

Sarah Pfäffli

Samstag, 12. Februar 2011

Bienne: Das Vorbild

In Biel war Februar und die Stadt eine einzige nebelfreie Zone. Das will etwas heissen, liebe Nichtbielerinnen und Nichtbieler.

Die Einheimischen flanierten also hemmungs- und fast textillos durch die Gegend, fütterten am See Enten, tranken gekühlte Getränke und liebten das Leben. Ich gesellte mich dazu und spielte mit meinem Göttikind Szenen aus dem Kinofilm «Yogi Bear» nach. Insidern sei gesagt, dass ich Yogi sein durfte und das Kind Bubu.

Ich fühlte mich gut und dachte ganz kurz, yes, ich bin ja ein gutes Vorbild für das Kind. Alles war perfekt und sogar der Sonnenuntergang noch weit weg, als wir einen alten Bekannten trafen. Er lud uns zu einer FC-Biel-Wurst in seinem Garten ein.

Und auf dem Weg dahin ging es dann noch einmal um gute Vorbilder. An einer viel befahrenen Strasse stand die Fussgängerampel auf Rot. Wir drückten auf den Knopf und warteten. Neben uns stand ein älterer Herr, der offensichtlich mit seinem Enkel unterwegs war.

Es war immer noch Rot, als eine junge Frau eiligen Schrittes die Strasse überquerte. Der ältere Herr geriet ausser sich und brüllte ihr hinterher: «Was bist du nur für ein Vorbild für die Kinder? Wenn ich dich noch einmal sehe, schlage ich dir den Kopf ein!»

Fabian Sommer

Samstag, 5. Februar 2011

Bern: The best is Schweigen

Aus beruflichen und Faulheitsgründen bin ich öfters dazu gezwungen, mit dem Taxi zu fahren. Das macht eigentlich nichts, weil das Taxi das eleganteste Fortbewegungsmittel für die Stadt ist, gleich nach dem gepflegten Chörblivelo (für die Dame) oder dem schlichten Mountainbike (für den Herrn). Aber irgendwie erwische ich stets die falschen Taxis. Jedenfalls habe ich nie so tolle Taxigespräche wie offenbar die meisten Leute. Ein Gspänli von mir hat zum Beispiel mal von einem Taxifahrer gehört, er habe Samih Sawiris zum «besten Kebab von Bern» fahren müssen (Und den gibts in 3007, ha!).

Meine Taxifahrer hingegen jammern mir meistens was vor: Die Stadt räumt den Schnee nicht weg, die Geschäfte laufen lausig. Das will ich nicht hören! Ich will, wenn es keine super Anekdoten sind, gar nichts hören; schon gar nicht, wenn dazu das Taxometer rattert. Das Gleiche gilt beim Coiffeur und in der Massage. Ich bin nicht zum Plaudern da! Sonst wäre ich zum Therapeuten gegangen.

Deshalb sind mir neu jene Taxifahrer am liebsten, die kaum Deutsch sprechen. Die lassen einen in Ruhe. Nie mehr fahren möchte ich mit jenem Täxeler, der uns mit den Worten begrüsste, er sei heute der einzige Schweizer Taxifahrer unterwegs, wir hätten Glück gehabt.

Geht so, dachte ich, und: Bald ist wieder Velosaison.

Sarah Pfäffli