Samstag, 30. April 2011

Bern: Mein Frühling

Was ich nicht mag am Frühling:

– Das öffentliche Genöle der Pollenallergiker.

– Die Steuererklärung.

– Jahreszeiten-Avantgardisten, die im April so unangezogen rumlaufen, dass sie im Sommer nichts mehr auszuziehen haben.

– Outdoor-Besäufnisse.

– Artikel, in denen sich Journalistinnen enervieren, dass die Leute ihre Füsse nicht pflegen.

– Schilder bei Bäckereien und Restaurants: «Erdbeersaison» (gemeint ist «In den spanischen Treibhäusern ist jetzt Erdbeersaison»).

– Das grelle Licht.

– Den säuerlich-scharfen Schweissgeruch im Tram ab 20 Grad Celsius (Deo, kennsch?)

– Dass man immer zu warm (tagsüber) oder zu kalt (morgens und nachts) angezogen ist.

– Den verfrühten Grillierzwang.

– Dass YB wie immer ganz unglücklich den Cupsieg/das Weiterkommen im Cup/den Meistertitel/den Anschluss an die Tabellenspitze et cetera verpasst.

Der Rest aber: grossartig, im Fall.

Sarah Pfäffli

Samstag, 23. April 2011

Bienne: Kabarett im Park

In Biel war wieder mal die alte Multikultileier im Gang. Ein paar Freunde aus entfernteren Gegenden unseres schönen Kantons wollten bei ihrem Besuch bei einem alten Bekannten und mir wissen, wie das so sei, mit 28,1 Prozent Ausländern und so.

Wir können nicht klagen, sagten der alte Bekannte und ich unisono. Immerhin haben wir Freunde und Imbissbuden aus allen Regionen der Erde hier.

Das Beste an dieser Bieler Multikultisache sind aber die kleinen kabarettistischen Einlagen, die Jugendliche mit Migrationshintergrund auf den Strassen bieten. In Biel-Mett sei er kürzlich an einem Schulhaus vorbeigekommen, erzählte der alte Bekannte. Zwischen zwei Teenagern habe er dort folgenden Dialog belauscht: «Mann, wir gehen nächste Woche ins Skilager, Mann.» – «Echt, Mann?» – «Aber weisst du was? Es hat keinen Schnee, Mann.» Dann grosses Gelächter.

Auch gut war die Szenerie im (wunderschönen, liebe Berner) Elfenaupark von vor ein paar Tagen. Zwei herzige Gangster sassen dort im (und rauchten) Gras.

«Wo sind die anderen Homeboys? Ruf doch mal an.» – «Nein, Mann. Habe kein Geld mehr auf dem Handy.» – «Dann schreib doch eine SMS.» – «Das ist auch zu teuer, Mann.» – «Dann schreib halt nur ganz kurz: Komm Elfenaupark.» – «De haut, Mann.»

Fabian Sommer

Samstag, 16. April 2011

Bern: Das elfte Gebot

Gerade in diesen Tagen, vor dem Zügeltermin, wird vielen Menschen wieder mal das elfte Gebot bewusst: Du sollst nicht Kram ansammeln. Ich habe das Problem gelöst, indem ich am Sonntag schachtelweise Zeug aufs Mäuerchen an der Quartierstrasse gestellt und als «gratis» beschriftet habe – am Abend war alles weg. Selbst der grösste Schrott. Der Mensch ist ein Aasgeier.

Nun habe ich mir vorgenommen, nur noch immaterielle Dinge zu sammeln. Meine neue Leidenschaft: Ich sammle Verhörer. Ist im Fall kein Verschreiber: Verhörer. Weil es immer wieder eine grosse Freude ist, wenn jemand etwas ganz falsch versteht.

Den jüngsten Zugang nahm ich kürzlich im schönen Restaurant Volver beim Rathaus auf. Die Kellnerin kam an unseren Tisch und fragte, ob jemand von uns «ä Süessmoscht» bestellt habe. Mein Gspänli: «Was? Gmüestoast?» Ich weiss noch nicht, ob der es in meine Top-3 schafft. Die sind schon hübsch besetzt, etwa so:

A: Ich bin mit Jürg Halter zur Schule gegangen.

B: Was? Mit Jörg Haider?

Aber mein Liebling ist die Szene von vor dem Spiel YB – Fenerbahçe Istanbul, als jemand vor dem Stadion sagte: A: «Viellech isch ja d Miss Türkei da.» B: «Dr Mister Gay?» Super Verhörer. Und braucht null Platz im Zügelauto.

Sarah Pfäffli

Samstag, 9. April 2011

Bienne: Vorzüge einer Stadt

In Biel war Sonntag und Sonnenschein und ein bisschen Zeit zum Zeitungslesen vorhanden. Aus meinem Leibblatt vernahm ich, dass die Wohnungssuche in Bern ätzend ist. Die Frau Kollegin aus der Bundesstadt möchte deshalb nach Biel kommen, wenn sie dereinst wieder einen Umzug in Betracht ziehen sollte.

Das, verehrte Kollegin, ist eine fabelhafte Idee. Und gibt mir die Gelegenheit, endlich wieder einmal ein bisschen Stadtmarketing zu betreiben.

Erstens schmeissen sie dir die Wohnungen à Bienne wirklich nach. Es gibt Siebenzimmervillen mit Seeblick für 3000 Stutz. Es gibt Viereinhalbzimmerwohnungen in schönen alten Blöcken für 700 und durchgestylte Dreizimmerappartements im Stadtzentrum für 1200 Franken.

Viel wichtiger als die finanzielle Komponente aber sind die kleinen, entscheidenden Unterschiede zwischen Bern und Biel, Frau Kollegin.

In Biel kann man in einem See baden! In Biel kann man Fussball auf echtem Rasen sehen! In Biel kann man als Sportfan auch im April noch an einen Titel denken! In Biel lernt man Französisch von selbst, weil man es jeden Tag hört!

Und in Biel kann man von September bis März ohne schlechtes Gewissen depressiv tun, weils immer neblig ist. Davon kann man in Bern nur träumen!

Fabian Sommer

Samstag, 2. April 2011

Bern: Wer sucht, der sucht

Allen, die mit dem Gedanken spielen, in Bern eine Wohnung zu suchen, möchte ich herzlich abraten. Denn die Wohnungssuche ist hier eine emotionale Berg-und-Tal-Fahrt, zeitraubend, mit ungewissem Ausgang und beachtlichem Konfliktpotenzial.

Also natürlich gibts die Glückspilze, die sich bei der zweiten Besichtigung in eine Wohnung verlieben und die auch gleich kriegen. Aber dazu gehört man ja meistens nicht. Vielmehr sollte man sich auf Zürcher Verhältnisse gefasst machen: Menschenschlangen vor Wohnungen, die auf dem Internet ohne Foto als «Traumwohnung mit riesiger Dachterrasse» angepriesen werden (und sich als Kabäuschen herausstellen). Mieter, die die Auswahl des Nachmieters davon abhängig machen, wer am meisten ihres Krempels zu Fantasiepreisen übernimmt. Schleimende Konkurrenz, die vor nichts zurückschreckt. Verwaltungen, die nicht einmal Bewerbungen beantworten.

Es ist ganz grässlich. Und zum Glück für uns jetzt vorbei, weil wir endlich ein I-a-Zuhause gefunden haben. Aber ich schreibe dies hier alles auf für den Fall, dass ich irgendwann wieder an einen Umzug denken sollte. Notiz an selbst: Zieh nach Biel! Dort macht zwar ständig irgendwo einer einen Witz, und sie sind wahnsinnig lokalchauvinistisch.

Dafür schmeissen sie dir scheints die Wohnungen nach.

Sarah Pfäffli