Samstag, 30. März 2013

Burn: Ausknipsen

Viele Menschen sind grosse Fans des Autofahrens, ich inbegriffen, aber im Normalfall fahre ich viel lieber Zug, stundenlang könnte ich das, und das muss ich auch, als Pendlerin. Aber manchmal verstehe ich die Autofanatiker auch ein bisschen. Nicht wegen Verspätungen oder Pannen oder teurer Billette oder so. Nein.

Das grosse Problem am öffentlichen Verkehr ist, dass er öffentlich ist. Da darf jeder mitfahren. Leider. Dabei stören mich nicht einmal mehr die Ärmsten, die sich in den Zug quetschen, bevor die anderen Leute ausgestiegen sind. Auch nicht die Rekruten, die Bier trinken und wüste Witze reissen (das ist quasi ihr Job). Die Paare, die «insgeheim» rumfummeln? Wenns ihnen halt Spass macht! Wandergruppen: Sollen sie doch stinkende Sandwiches essen. Nicht einmal der Mann nervt mich, der im vollen Zug mit seiner Grossmutter telefoniert und deshalb ganz laut reden muss, als er ihr etwa fünfmal erzählt, dass seine Freundin es nicht mochte, dass bei der Grossmutter noch ein Foto seiner Ex stand. WÄISCH GROSELI, SIE ISCH HÄSSIG WORE! Nein, die wirklich Üblen sind die, die sich im Zug die Fingernägel schneiden. Ihr Knips-Geräusch ist der Soundtrack meiner Albträume. Diese Woche tat es wieder einer. Die Nägel sammelte er und entsorgte sie im Mülleimer.

Er war eben gut erzogen.

Sarah Pfäffli

Samstag, 23. März 2013

Bienne: Hopp Zug!

In Biel war also alles vorbei. Der HC Bienne hatte den Viertelfinal ehrenvoll verloren und seine Anhäger in die Ferien entlassen. Vor dem Stadion und vor einigen alten Bekannten lüftete ich ein Geheimnis: Ja, es stimmt, vor wichtigen Spielen rieb ich meinen gelb-roten EHC-Biel-Schal (sanft) an meiner getigerten Katze. Und ja, es ist wahr, der Erfolg war überwältigend: Die drei letzten Heimspiele der Qualifikation gewann Biel alle zu null. Und in den Playoffs betrug die Erfolgsquote der Glückskatze immer noch sackstarke 42,9 Prozent.

Die Sache war also raus, und ich konnte mich ein paar Tage später wieder mit Hockey vergnügen: Auf der Facebook-Seite «Hardboiled SCB», die uns lehrt, das nicht alles, was aus Bern kommt, schlecht ist. Die dort gesammelten Berichte über die Spiele des SC Bern sind sogar grandios. Nach dem entscheidenden Sieg gegen Genf etwa stellte sich der Autor vor, wie Genf-Trainer McSorley «auf Raststätten die Kassenfrau beleidigt, eine Toilettenschüssel verschlägt und dem Gorbsan Benzin A einen auf die Nuss haut, weil er wegen seiner Achillessehne nicht spielen wollte».

Bisher hoffte ich als Biennois logischerweise stark auf ein baldiges Ausscheiden des SCB. Jetzt hoffe ich auf Selbiges noch viel stärker: Sobald die Saison für die Berner vorbei ist, erscheint das erste «Hardboiled»-Jahrbuch!

Fabian Sommer

Samstag, 16. März 2013

Burn: Zum Katzen

Katzen, Katzen, Katzen. In letzter Zeit begegnen mir überall Katzen. Erwachsene Menschen ziehen ihrem Büsi einen lustigen Hut an und stellen ein Foto oder Video davon ins Internet. Weil ähnlich wie bei Kindern findet man bei Katzen fast jede Doofheit lustig. Katze im Geschirrspüler, Katze in der Waschmaschine, Katze im Puppenwagen, Katze liegt, Katze steht, Katze gähnt – ja, es ist der Wahnsinn, Katzen können das einfach alles! Das eigene Image wird sorgsam gepflegt und gehätschelt, aber beim Büsi verlieren die Menschen jegliche Beherrschung. Wenn man schon keine Fotos von sich selbst hochladen darf, dann zumindest vom Tigerli. Quasi Stellvertreter-Peinlichkeit – und es scheint, als würden die Leute nicht einmal merken, wie viel sie mit ihrem Katzenauftritt von sich selber preisgeben.

Ich hatte auch mal ein Büsi, und das Erste, was ich von ihm lernte, war: Katzen sind immer der Chef. Sie trank nur frisches Leitungswasser, hatte sie Durst, setzte sie sich neben das Lavabo und miaute, bis man ihren Wunsch erhörte. Das gleiche Miauen, wenn sie nicht ins Schlafzimmer durfte, was sie nicht durfte, und wenn man sie dann doch liess, weil man das Gemiaue nicht mehr aushielt, stand sie einem auf der Brust herum, stapfte hin und her und schnurrte so laut, dass an Schlaf nicht zu denken war. Ich habe bestimmt noch Fotos von ihr, auf Facebook und Instagram und Twitter könnte ich damit viele, viele Klicks und Likes erzielen.

Meine Katze hiess Rocky, nach dem Boxer, weil sie als Baby so crazy und kämpferisch war. Dabei war sie ein Weibchen. Aber Katzennamen dürfen so sein. Ich kenne ein anderes Büsi, es heisst Schürli, weil es in einer Scheune gefunden wurde, und seine Besitzerin ruft es gern mit einem sehr hoch tönenden, langgezogenen «Schüüüüürrrlliiiii!», über das wir uns im Freundeskreis gern ein bisschen lustig machen. Ein anderes heisst Herr Huber – auch ein guter, eines Katers würdiger Name. Und Alex Capus hat ein Buch über eine Katze mit dem Namen König von Olten geschrieben. Ein super Name. Mein einziger Oltner Freund sieht den Kater regelmässig. Kürzlich, so hat er mir erzählt, habe der König von Olten bei ihm in den Garten gekotzt.

Schade, gibt es davon kein Foto. Ein Grosserfolg auf sämtlichen sozialen Netzwerken wären ihm sicher.

Sarah Pfäffli

Samstag, 9. März 2013

Bienne: In Grün

In Biel war Grün die Farbe der Stunde. In dieser schönen Couleur werden auf dem Teletext ja jeweils jene Hockeyteams markiert, die nach Ende der Qualifikation um den Meistertitel spielen dürfen. Der EHC Biel ist sehr grün, was uns Biennois ganz grün vor Stolz macht.

Die Farbe Grün kann aber noch aus anderen Gründen Spass bringen, wie ich bei einem Besuch einer Bar, die über lediglich eine Toilette für alle Gäste verfügt, lernen durfte. Vor dem Eingang zu ebendiesem WC stand ein alter Bekannter und grinste. Er zeigte auf die Stoppuhr, die auf seinem Handy lief. 21 Minuten und 11 Sekunden. «So lange», sagte der Bekannte, «wartet der Depp hinter mir nun schon vor der verschlossenen WC-Türe und macht sich fast in die Hose.» Ich beobachtete die in der Tat recht amüsante Szenerie einen Moment lang. Dann prüfte ich die Anzeige unter dem Türgriff. Sie stand auf Grün, das Schloss aber war verschlossen.

Als der Mann mit den Fäusten an die Tür hämmerte und laut fluchte, hatte der Bekannte ein Einsehen. Er nahm grinsend eine kleine Zange aus dem Hosensack und öffnete das Schloss, das er zuvor von aussen verschlossen hatte, wieder.

Dann bestellte er grüne Wodka-Shots für alle.


Fabian Sommer

Samstag, 2. März 2013

Burn: Wintercity

Ach, Winter, du schöner, langer, schneereicher! Wie angenehm ist es, ohne schlechtes Gewissen drinnen zu bleiben, rumzugammeln, fernzusehn, jetzt, wo es so viele gute TV-Serien gibt. Das Tram nehmen dürfen statt immer Velo fahren. Nicht joggen zu müssen, und überhaupt, vielen Dank, lieber Winter, dass du uns vor all dem Sport bewahrst, den wir sonst immer treiben. Es macht auch gar nichts, wenn wir deswegen ein bisschen dick werden, weil wir so gern Vermicelles essen und Güeziteig und später Randen und Eintöpfe und immer wieder mal ein wenig Schoggi. Du köstliche Jahreszeit! Sieht ja niemand, die paar Kilos, wir können haufenweise Kleider anziehen, niemand muss halb nackt herumlaufen, wir können jetzt Stiefel tragen und Schals und Jacken, alles gute Kleidungsstücke. Lange, heisse Bäder nehmen. Die Kälte macht schön und ist schön – nichts ist weisser als frisch gefallener Schnee. Breitenrain: Pulver gut! Die Wohnung ist wohlig warm geheizt, oh, wie froh sind wir darum – aber auf dem Balkon bleibt das Bier immer kühl, wir brauchen praktisch keinen Kühlschrank. Auch kein Auto. All die überzeugten Autofahrer steigen wegen dir kleinlaut auf den öffentlichen Verkehr um, zumindest ab und zu. Winter, du schöner! Du hast so viele wunderbare Seiten. 

Aber jetzt ist dann im Fall mal gut. 

Sarah Pfäffli