Samstag, 25. Mai 2013

Burn: Das wars

Immer um diese Jahreszeit werde ich ein bisschen nostalgisch. Ich schaue in den Regen hinaus und denke mit einem Schaudern, das nicht nur von der Kälte kommt: Schön wars. Ich denke zurück, wie wir tagelang nur Röckli und Sandalen respektive T-Shirts getragen haben, die Jacken hingen kalt im Schrank. Die Badehose wurde gar nie richtig trocken, weil wir sie so oft brauchten, der Grill kühlte kaum ab. Die Fruchtfliegen zogen auf, verschmähten die clevere Essigfalle und setzten sich stattdessen auf die matschigen Thurgauer Erdbeeren, die wir zu essen vergassen, weil wir immer draussen waren. Auf dem Velo. Oder am Krebsenbach. Oder an einem Fest.

Wir assen das, was die Schnecken im neuen Garten unserer Freunde übrig gelassen hatten, ein paar Zucchetti, ein paar Rüebli, man musste nur ein bisschen die Frassstellen wegschneiden, dann gings. Zum Arbeiten stellten wir Ventilatoren auf den Schreibtisch. Wir legten ein wenig Speck an – all das Bier und die Pommes frites, Chips, Bratwürste, Glacen. Wir hatten Mückenstiche und Sonnenbrände und Blasen an den Füssen vom heissen Asphalt und schwitzten den ganzen Tag und konnten in der Nacht nie einschlafen, es war nicht immer angenehm.

Aber trotzdem schade. Schade, ist jetzt schon Oktober.

Sarah Pfäffli

Samstag, 18. Mai 2013

Bienne: Luchs und Lachs

In Biel war Lachs aus Alaska zum Aktionspreis zu haben. Ich kaufte 750 Gramm und überass mich.

Am Nachmittag traf ich einen alten Bekannten zum Verdauungsschnäpschen in einem Café, dem wir schon so lange die Treue halten, wie wir eben Schnäpschen trinken dürfen. Treue war unser Stichwort. Nebst den Menschen und Hockeyclubs, die man liebt, gebe es im Leben ja auch andere Dinge, denen man treu sein müsse, und zwar bedingungslos und auf ewig, dozierte der Bekannte. Der Bieler Tierpark sei zum Beispiel so ein Ding. Viele Nichtbieler, polterte er, wüssten gar nicht, «dass wir überhaupt einen Zoo haben». Dabei sei der Park herrlich, am Fusse des Bözingenbergs gelegen. Freier Eintritt, tolle, normale Tiere, nix Tiger oder Bären. Luchse, Wildschweine, Hirsche, solches Zeug. Und auf der Website könne man nachlesen, wann der Luchs beim Zahnarzt war.

Luchs in Biel und Lachs aus Alaska muss man in der Tat auf ewig treu sein, dachte ich.

Fabian Sommer

Samstag, 11. Mai 2013

Burn: Bern hat ein Problem

Ich bin gerade sehr weit weg von Bern, und manchmal sieht man erst aus der Ferne gut. Wie schön es zum Beispiel ist, dass wir Schweizer unseren (Gift-)Müll selten ins erstbeste Loch/Flussbett/Gebüsch schmeissen. Dass die Arbeitslosenquote bescheiden einstellig ist. Dass wir seit sehr langer Zeit keinen Krieg hatten. Schöne Grüsse vom Balkan!

Aber dann lese ich hier im Internet die Nachrichten von zu Hause und bin besorgt. Auch in Bern gibt es nämlich ein Problem. Immerhin ist es erkannt: «Es herrscht ein breiter Konsens, dass Handlungsbedarf besteht», heisst es. «Wir prüfen zurzeit verschiedene Massnahmen», sagt das zuständige Amt. Bereits sind «Abklärungen» im Gang und «verschiedene Aktionen geplant». Gott sei Dank. Vorerst wird eine «Sensibilisierungskampagne» ausgearbeitet. Sogar «ein Sicherheitsdienst» ist angesichts der Lage eine Option. Aber genau weiss man es noch nicht. Denn: «Über das definitive Massnahmenpaket wird der Gemeinderat befinden.» (Vielleicht bräuchte es eine Arbeitsgruppe, die eine umfassende Lagebeurteilung vornimmt und einen Lösungsvorschlag evaluiert?)

Hach. Wie schön es ist, in einem Land zu leben, in dem solche Gefahren ernst genommen werden! Gefahren wie die Schwimmer, die an Sommertagen vom Schönausteg in die Aare springen.

Sarah Pfäffli

Samstag, 4. Mai 2013

Bienne: Heimspiel

In Biel war Heimspiel, wobei das in unserem Fall ein sehr relativer Begriff ist. Seit Beginn dieser Saison muss der lokale Fussballclub, der einzig wahre FCB der Welt, seine Heimpartien der zweithöchsten Schweizer Spielklasse ja in Neuenburg austragen. Weil die Ligaführung entschieden hat, dass das schöne alte Stadion Gurzelen (Baujahr 1913) nicht sicher genug ist.

Ihr müsst euch das einmal vorstellen, liebe Nichtbieler: Unsere Heimspiele finden in einem anderen Kanton statt! 30 Kilometer von Biel entfernt! Absurd ist das. Etwa so, wie wenn die Berner Young Boys in Freiburg antreten müssten, wenn sie «zu Hause» spielen dürfen.

Am Tag nach dem Spiel traf ich einen alten Bekannten. Er hatte die Zahlen zum Desaster im Kopf: 230 Zuschauer hatten sich an den Match verirrt. Durchschnittlich waren bis jetzt 585 Nasen dabei, wenn der FCB ein Heimspiel austrug. Das seien genau halb so viele wie letzte Saison in Biel, brummte er. Dann aber verkündete er grosse News: Weil der Bau der neuen Bieler Stadien begonnen hat, schätzt der Verband das Risiko, auf der Gurzelen zu spielen, vorübergehend wieder als vertretbar ein. 2013/2014 spielen wir wieder im schönen alten Stadion!

Damit, meinte der Bekannte, bleibe uns auch der Super-GAU erspart. Wir müssen garantiert nie ein Heimspiel in Bern austragen.

Fabian Sommer