In Biel war gerade alles easy. Weil einen aber das nicht vor der Dienstpflicht bewahrt, rückte ich ein. Und als ich ankam in der grossen Stadt an den Grenzen zu Deutschland und Frankreich, sah ich mich wieder einmal mit Vorurteilen konfrontiert. Biel? Sehr gefährlich. Aus Biel? Strube Siechen dort. Ein Bieler? Du verkaufst sicher Drogen.
Als ich nach Hause kam, versuchte ich, die Touristenbrille aufzusetzen. Am Bahnhof verschreckte ein bärtiger, sehr alter Alkoholiker Passantinnen, indem er sich von hinten an sie anschlich und ihnen ins Ohr schrie. Nebenan sassen Männer aus Nordafrika und Ex-Jugoslawien und tauschten Geldscheine und Säcklein.
Ganz kurz dachte ich, die Vorurteile über meine Stadt seien gerechtfertigt. Dann kam ich in die Altstadt. Dort lief ein Konzert unter Sternenhimmel. Ein junger Mann mit Irokese tigerte hin und her, riss immer wiederkleine Hanfpflanzen aus Blumenkisten und verteilte sie dann feierlich den Damen auf dem Platz.
Fabian Sommer
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