Samstag, 11. Dezember 2010

Bern: Im Kintsch

Ich bin absolut pro Hochdeutsch im Kindergarten. Ich kann die Ängste um das schöne Berndeutsch nicht nachvollziehen; ich selbst liebe alte Wörter. Mein Grosi und seine Schwestern geben sich etwa ein «Ärfeli», wenn sie sich sehen: eine herzliche Umarmung. So ein hübsches Wort!

Das hab ich in mein Wörter-Museum aufgenommen. Ich mag auch «Vagant» oder «Längizyti» oder «Hootsch», freue mich über lautmalerische Verben wie «tschudere» oder «tschädere». Erst kürzlich hab ich gelernt, was das Vogulisi für eine ist! Huiuiui!

Mit meiner Generation an der Front muss sich niemand Sorgen machen, das Berndeutsch sterbe aus. Weil die ist ja total rückwärtsgewandt. Sitzt auf alten Möbeln, hört alte Musik, macht alt aussehende Fotos. Wir sind super Konservatoren.

Wir sollten uns eher um die Hochsprache sorgen. Schon mal Schweizer mit Ausländern reden gehört? Da ist dann fertig Verben konjugieren. Neulich die Chefin im Laden zur asiatischen Angestellten: «Ciao Fresh, wir schauen dann morn, ob du ender nach Hause können.»

Aber es gibt auch immer wieder Anlass, für Frühenglisch zu plädieren. Mich streifte der Gedanke kürzlich in Interlaken, als ich am Bahnhof auf einem Plakat las: «Fuck me, i’m a celabertie!»

Sarah Pfäffli

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