Alle Völker haben ihre traditionelle Kleidung, es gibt Trachten, Halsstreckringe, Lippenteller, Lodenmäntel, Kimonos, Turbane, Saris. Und es gibt den Berner Hut.
Am Berner Hut erkennt man recht zuverlässig den durchschnittlichen Berner zwischen 20 und ungefähr 35. Der Berner Hut ist nicht ganz einfach zu beschreiben: eine Art Schirmmütze, aber lässiger als ein Baseballcap, häufig in den Farben Khaki oder Schlamm oder auch Anthrazit, leicht verwaschen.
Wenn man den Berner Hut sieht, weiss man schon sehr viel über dessen Träger: Er ist vermutlich YB-Fan, er raucht, er hat eine Stammbeiz in seinem Quartier und kifft ab und zu mal, aber nicht zu viel, er hat einen okayen Job, vielleicht ist er schon mit dem Schatz zusammengezogen; eher wohnt er aber mit den «Giele» in einer WG, in der irgendwo ein Bumerang und eine Bierwerbung hängen. Er macht gern Ferien mit dem VW-Bus und mag chillige Musik. Er plant, ans Red-Hot-Chili-Peppers-Konzert zu gehen, sagt gern «bündig», und besonders oft trifft man ihn am Gurtenfestival. Ob er mit dem Berner Hut eine sich ankündigende Glatze verbirgt oder ihn einfach nur als Tracht schätzt, ist nicht überliefert. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit denkt er nach dem Lesen dieser Kolumne: «Derä spinnts. Das isch doch eifach – nume ä Tschäppu.»
Sarah Pfäffli
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