In Biel war der Weihnachtswahn in Geschäften und Strassen vorbei, es war eine Befreiung. Endlich gab es wieder andere Themen als Bäume, Brunsli und den ganzen anderen Bullshit.
Zum Apéro traf ich einen alten Bekannten; einen, der alles Neue und Innovative und Mutige grundsätzlich teuer, unrealistisch und doof findet. So wetterte er denn auch gegen das seiner Meinung nach völlig überflüssige Regiotram, das in zehn Jahren das linke Seeufer mit dem Bözingenfeld im Osten unserer Stadt verbinden soll.
Ich konnte dann zum Glück für einmal mit historischem Wissen punkten. 1877 nämlich, so las ich kürzlich, wurde in Biel ein Rösslitram eingeweiht, das zweite der Schweiz notabene. Es war ein Symbol des Fortschritts, schuf Arbeitsplätze und trug einen wundervollen Namen: Tramways Bienne. So cool könnte auch das Regiotram werden, sagte ich zum Bekannten.
Der aber träumte längst. Er stelle sich gerade vor, wie das Rösslitram bimmelnd durch die Bahnhofstrasse rattere, seufzte er. Ich nickte, verabschiedete mich mit besten Wünschen fürs neue Jahr und trat ganz nostalgisch gestimmt auf die Strasse.
Dort zeigte ein kleines Mädchen seiner Freundin ihr neues Fahrrad. Sie betätigte die Klingel und sagte dann stolz: «Mein neuer Klingelton.»
Fabian Sommer
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