Nächste Woche ist schon fast wie Weihnachten, nein besser: Da sind Bundesratswahlen, das heisst, man kann am frühen Morgen fenele, im Pischi mit der Decke vor den Fernseher und mitfiebern – wann macht man das sonst, ausser bei Skirennen!
Noch fast interessanter aber ist der Abend davor mit dem schwierigen Namen «Nacht der langen Messer». Vergangenes Jahr war ich am besagten Dienstag mit zwei Gspänli in der Bellevue-Bar. Wir latschten einfach rein, mit grossen Sporttaschen, in denen wer weiss was hätte stecken können, lange Messer zum Beispiel – hat niemand kontrolliert. Aber wir hatten ja auch nichts Böses im Sinn. Wir tranken nur ein paar Bier und schauten: wie sich Politiker wichtig machten; wie Journalisten um sie rumschlichen; wie der Mann, der am nächsten Tag gewählt werden würde, fleissig Hände schüttelte; wie sein Parteipräsident einem Nationalrat in fast bedrohlichem Ton empfahl: «Unsere zwei sind gut für euch»; und wie ein anderer Bürgerlicher das Barpersonal herumscheuchte: «Jetzt habt ihr mal was zu tun, hä! Jetzt seid ihr wohl überfordert, hä! Das ist doch kein Staatsbetrieb! Ha ha ha!» Es war ein sehr lustiger Abend, und am Ende dachten wir: Das kann man nur in Bern – live Politik schauen. So wie Fussball oder Eishockey. Oder Skirennen.
Sarah Pfäffli
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