Dass Bern eine Kleinstadt ist, sieht man zum Beispiel daran, dass es hier kein Hallenbad mit 50-Meter-Becken gibt. Dabei wäre Schwimmen ein 1-a-Wintersport, weil sensationell langweilig und daher tipptopp zum Nachdenken. Schwimm, schwimm, denk, denk. Aber in den Berner 25-Meter-Tümpeln ist das Baden kein Vergnügen. Ständig muss man überholen (plappernde Freundinnen, die nebeneinander schwadern) oder wird selbst überholt (von um sich spritzenden, mit Schwimmbrillen, Speedo-Badehosen und Plastikhauben ausgerüsteten Muskelfischen) und kommt sich dann ein wenig plump und mittelmässig vor. Bahn 1 und 2 sind sowieso geschlossen, weil Sportstudenten Turmspringen üben oder übermotivierte Lehrer ihre
trägen Schulklassen herumscheuchen.
So zieht man seine Bahnen halt in der Parfümfahne von älteren Damen und muss dabei dem eitlen Geck in den engen Badhösli neben dem Becken bei seinen Sit-ups zuschauen – man hat ja keine Ausweichmöglichkeit. Auch nicht beim Duschen, da stand ich kürzlich zwischen einer sagenhaft dicken und einer schrecklich mageren Frau. Und dachte mir: Selten im Leben ist es so schön, absolut mittelmässig zu sein.
Sarah Pfäffli
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