In Biel war ein gepflegter Weinanlass, das perfekteste aller Deckmäntelchen für hemmungs- und kostenlosen Alkoholgenuss überhaupt. Es gab strohgelben Arneis aus dem Piemont und einen Schweren, fast Violetten aus Sizilien. Nicht unerwartet kam ich Stunden später sehr blau aus der Verkostung von Weissem und Rotem heraus. Auf dem Nachhauseweg geschah es dann. Vor einer passend zur Degustation auf Rot stehenden Fussgängerampel behauptete eine alte Bekannte, sie kenne einen Zauberknopf, der einen nicht unerheblichen Zeitgewinn bringe. Ich stutzte noch, als sie kurz unter den gelben Schalter an der Ampel griff. Und schwuppdiwupp ward es: grün.
Am nächsten Tag ging ich der Sache nach, mit zur Situation passender, grünlicher Gesichtsfarbe. Ich fand heraus: Die Zauberknöpfe gibt es wirklich. Fussgängerampeln an sogenannten Blindenzirkulationswegen sind mit einem Schnellschalter ausgerüstet, erklärte ein Sprecher des kantonalen Tiefbauamts vor einiger Zeit in dieser Zeitung. Wird der Knopf betätigt, schaltet die Ampel schneller um und bleibt länger grün.
Ich kenne nun also das Geheimnis der Zauberknöpfe. Und auch den praktischen Nutzen für Nichtblinde: Nächstes Mal werde ich drei Minuten vor allen anderen am Weinanlass sein.
Fabian Sommer
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