Es gibt keinen Grund, nach Langenthal zu fahren. Ich weiss es, ich habe drei Jahre dort gearbeitet und war seither glaubs nie mehr dort. Das ist bald sechs Jahre her. Wer nicht in Langenthal aufgewachsen ist – oder in Huttu oder Lotzbu oder Chlydietu –, der kommt gut durchs Leben, ohne je einmal in Langenthal gewesen zu sein. Klar, die Stadt hat ein hübsches Zentrum. Aber davon gibts in der Schweiz genug. Sogar Olten hat ein schönes Zentrum im Fall! Und ja, in Langenthal stehen überall Fabrikantenvillen mit riesigen Gärten. Aber das nützt ja nichts, wenn man nicht drin wohnt. Sogar einen Manor hats in Langenthal. Was aber als touristisches Argument nicht einmal Berner ganz überzeugt.
Trotzdem war ich kürzlich dort. Aus einer Laune heraus. Ich schlenderte durch den gefühlt grössten Coop überhaupt. Ich probierte Schuhe an in Läden, in denen meine Grösse noch nicht ausverkauft war. Und dann bestellte ich wieder einmal den besten Kebab der Welt. Die Kebab-Mannen taten so, als würden sie mich noch kennen nach all den Jahren. Neben meinem Tisch hechteten Fische in einem Bach nach Fladenbrotbrösmeli. Mit der Sonne im Gesicht und zweifelhaften Saucenflecken auf den Kleidern bestieg ich den Zug nach Bern. Ich hatte es vergessen. Es gibt doch einen Grund, nach Langenthal zu fahren.
Sarah Pfäffli
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen