In Biel war die Sonne erst seit wenigen Minuten am Himmel, und schon erhellte eine Nachricht in der Zeitung mein Gemüt. Die amtliche Kriminalstatistik belegt es: Biel ist sicherer als Bern. Pro 1000 Einwohner wurden 2011 bei uns 164 Straftaten verübt. In Bern 172. Diese Fakten wären ja ein gefundenes Fressen für Biennois wie mich, ein super Steilpass für einen ausführlichen Biel-ist-viel-besser-als-sein-Ruf-Erguss. Aber das lassen wir jetzt mal bleiben.
Wahre Sieger feiern still. Just am Morgen mit der tollen Nachricht aus der Welt der Kriminalität musste ich Zug fahren. Beim Billettautomaten sprach mich ein Mann an. Er war adrett gekleidet: Anzug, Krawatte, Lederschuhe. Er fragte freundlich, ob er mich «so früh am Morgen eventuell kurz stören» dürfe. Als ich bejahte, bettelte er. «Hätten Sie allenfalls ein wenig Münz für mich?» Und: «Wissen Sie, ich bin ein wenig am Mischeln.» Als ich erwiderte, seine für einen Bettler ungewohnt nette Art entzücke mich zwar, doch hätte ich trotzdem nichts für ihn, meinte er: «Kein Problem, junger Mann. Es ist ja schliesslich Ihr Geld.» Im Zug erzählte ich die Story einem alten Bekannten. Er sage es schon lange, meinte er. In Biel gebe es nicht nur weniger Verbrecher als in Bern, sondern auch die netteren.
Fabian Sommer
Wahre Sieger feiern still. Just am Morgen mit der tollen Nachricht aus der Welt der Kriminalität musste ich Zug fahren. Beim Billettautomaten sprach mich ein Mann an. Er war adrett gekleidet: Anzug, Krawatte, Lederschuhe. Er fragte freundlich, ob er mich «so früh am Morgen eventuell kurz stören» dürfe. Als ich bejahte, bettelte er. «Hätten Sie allenfalls ein wenig Münz für mich?» Und: «Wissen Sie, ich bin ein wenig am Mischeln.» Als ich erwiderte, seine für einen Bettler ungewohnt nette Art entzücke mich zwar, doch hätte ich trotzdem nichts für ihn, meinte er: «Kein Problem, junger Mann. Es ist ja schliesslich Ihr Geld.» Im Zug erzählte ich die Story einem alten Bekannten. Er sage es schon lange, meinte er. In Biel gebe es nicht nur weniger Verbrecher als in Bern, sondern auch die netteren.
Fabian Sommer
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