In Biel war 1.15 Uhr. Zwei Männer betraten die Bar, in der ein alter Bekannter mit mir über den Frühling philosophierte. Sie waren etwa 60 Jahre alt und enorm bäschelet, wie Stadtberner anscheinend sagen, wenn sie besoffen sind. Einer von ihnen war zuvor umgefallen. Er hatte eine Wunde oberhalb des linken Auges mit Taschentuch und Klebeband verarztet. Um 1.45 Uhr kratzte der Mann 8.55 Franken in kleinen Münzen aus Hosen- und Jackentaschen zusammen und bestellte Bier. Er heisse Chrigu, sein Freund Pesche, erzählte er. Aus Zäziwil. An einem Fest in Niederbipp habe er die zwei Halbeli Roten eingepackt, die in den Innentaschen seiner Jacke lagerten. Der Vorteil eines Halbeli Roten gegenüber einer Dose Bier sei ja, dass man dieses zuschrauben und auslaufsicher in der Kleidung verstauen könne. Irgendwann hätten sie gefroren in Niederbipp und seien deshalb in irgendeinen Zug gestiegen, erklärte Chrigu. Ziel war Biel. Wie sie die Nacht rumbringen würden, wüssten sie nicht. Um 2.50 Uhr legte ich die beiden in ein Taxi und schickte den Fahrer zu einer noch offenen Kneipe. Der alte Bekannte wurde nachdenklich. «Am Ende führen alle Wege nach Biel», sagte er.
Fabian Sommer
Fabian Sommer
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