Samstag, 10. September 2011

Bienne: Drama im Garten

In Biel war Mittag. Ein paar alte Bekannte hatten Lust auf Währschaftes, also fuhr ich mit ihnen in einen Vorort, in eine Banlieue quasi. Die Einheimischen nannten den Ort früher Brügglyn, weil sie ihn so cool fanden. Und ich muss sagen, Brügg bei Biel ist bis heute die beste suburbane Gemeinde der westlichen Hemisphäre.

Jedenfalls nahmen wir in einem lauschigen Biergarten Platz und bestellten Rüeblisuppe mit Rahmhäubchen, Spätzlieintopf mit Brotkrümeln und Zwiebelschwitze und einen Halben Eistee. Alles war gewohnt solid: Essen, Bedienung, die Alkis am Stammtisch. Wir genossen gerade gemeinsam Heimatgefühle, als sich Schreckliches ereignete. Ein stattliches Kaninchen war aus seinem nahe gelegenen Gehege ausgebrochen und rannte jetzt mit Höchstgeschwindigkeit durch den Biergarten, die Besitzerin, ein junges Mädchen, hinterher. Plötzlich Totenstille. Der grosse schwarze Hund eines Gastes am Nebentisch hatte zugeschnappt. Das Häschen starb noch auf der Unfallstelle, im Biergarten wagte man kaum zu atmen. Und was tat die Serviceangestellte? Sie gab uns eine Kostprobe typisch suburbanen Humors. Keine Angst, sagte sie, morgen haben wir sicher kein Kaninchen auf der Menükarte.

Fabian Sommer

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