Dann wurde es plötzlich doch noch Sommer, und wir lagen im Dunkeln auf dem warmen Asphalt. Wir stellten uns vor, die Militäranlage wäre ein Palast und die Kasernenwiese der Schlosspark, und starrten zum Himmel. Alle paar Minuten sah wieder jemand eine Sternschnuppe, nur ich nicht; unsere Haare rochen nach Rauch und Grill, wir hatten die Bäuche voll Bratwurst und Bier und sprachen über die üblichen Dinge: Massaker und Überfälle. Steuern, Progression und Abzüge. Sehr erwachsen und sehr unromantisch für diese romantische Nacht.
Ich hielt sogar ein flammendes Plädoyer fürs Steuerzahlen, erzählte von dessen fundamentaler Bedeutung für ein Staatswesen, nicht nur in finanzieller Hinsicht, zitierte Studien über Steuerexperimente in afrikanischen Dörfern, lobte unser Land, die Stabilität, die Sicherheit, die Sauberkeit, gar die hundekotfreie Wiese; ferner die Liberalität und dass man auf offener Strasse Alkohol trinken dürfe, obwohl das nun ja wohl gar nichts mit den Steuern zu tun hat.
Und ich schloss mit dem denkwürdigen Satz: «Ich zahle gern Steuern.» Am nächsten Tag hatte ich Kopfschmerzen, aua, und holte die Post aus dem Briefkasten. Darunter ein Brief von der Steuerverwaltung. Die zweite Ratenrechnung. Aua, aua, aua.
Sarah Pfäffli
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