In Biel war eine Sauhitze. Und das im Oktober. Ein alter Bekannter sagte: «Es ist Altweibersommer.» Ich hatte eine Besorgung im schönen Bern zu machen und freute mich auf der A 6, Höhe Münchenbuchsee, schon, dass ich zur Abwechslung einmal aus der Bieler Sonne in die Berner Nebelsuppe (!!!) fuhr, als am Horizont ein rotes Auto auftauchte. Ich dachte kurz an die Feuerwehr, dann an eine Fata Morgana. Doch auf der Überholspur kam tatsächlich eine alte Frau in einem roten VW Golf entgegen. Eine Geisterfahrerin! Solches Zeug liest und hört man ja viel und denkt immer, das erlebe ich nie. Und dann ist es plötzlich so weit, und die Gedanken rasen. Ich ohrfeigte mich schliesslich selber und versuchte im Rückspiegel zu erkennen, ob etwas passiert. Dann rief ich den Staat an. Ich dachte noch, merde alors, der Polizist fragt mich jetzt sicher, ob ich fahre und telefoniere und mich somit quasi selbst anzeige. Aber der Mann sagte nur, er sehe gerade, dass gerade mehrere Meldungen reinkämen wegen dieser Sache. Vier Minuten später hiess es im Radio: Entwarnung, die Geisterfahrerin auf der A 6 zwischen Lyss und Münchenbuchsee konnte aus dem Verkehr gezogen werden, nichts passiert. Vier Stunden später erzählte ich die Story dem alten Bekannten. «Sag ich ja», meinte er, «es ist Altweibersommer.»
Fabian Sommer
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