Ich habe ein neues Hobby, es heisst: besoffene Teenager zusammenlesen. Es gibt schönere Hobbys, aber was soll ich machen, wenn ich aus dem Zug aussteige und fast über einen Jungen stolpere, der es sich auf dem Perron auf Müllsäcken gemütlich gemacht hat? Dessen letzter Zug nach «Oohhhdiiachhh» (Oberdiessbach) längst abgefahren ist? Dessen Handy keinen Akku mehr hat? Eben. Weil der arme Junge sich auch nicht mehr an die Telefonnummer seiner Eltern erinnern konnte, holten wir halt zu schlechter Letzt die Polizei. Nicht weniger bemitleidenswert der Giel, der mir beim Kursaal entgegentorkelte, alle paar Schritte drohte er aufs Trottoir zu plumpsen, mehrmals tat er das auch. Zwei ältere Frauen schlugen sich entsetzt die Hände vor den Mund, taten aber nichts, also packte ich den Jungen und schleifte ihn zur Tramhaltestelle, wo er sich schön rosarot über seine Schuhe ergab. Er sei 14, sagte er, und habe im Wankdorf Club seine Konfirmation gefeiert. Die Eltern holten ihn eine halbe Stunde später mit besorgter Miene ab. Es war noch nicht einmal Mitternacht.
Ich ging heim und dachte: armer Giel. Morgen wird er grad zweimal Donnerwetter erleben, einmal im Kopf und einmal von den Eltern. Aber vielleicht lernt er was. Zum Beispiel, künftig Bier zu trinken statt Gummibärli.
Sarah Pfäffli
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