Samstag, 14. April 2012

Burn: Das alte Lied

Es kommt ja selten vor. Aber wenns regnet oder mein Velo woanders steht als ich, steige ich eben ins Tram oder den Bus. Dabei treffe ich mit unverhältnismässig hoher Wahrscheinlichkeit auf Strassenmusikanten, die gerade ein Konzert geben. Ich würde dann am liebsten wieder aussteigen, weil ich weiss: Danach fühle ich mich immer schlecht.

Oft singt da ein Typ mit Gitarre Mani-Matter-Lieder. Wasgsehniseitsvrenizumstini. Manchmal sind es ganze A-cappella-Truppen. Wobei sich Lautstärke und Selbstvertrauen häufig umgekehrt proportional verhalten zum Können. Obwohl es den Ohren nicht hilft, schaue ich weg. Die Situation fühlt sich an wie im Lift – ausweglos. Und ich hoffe jeweils, dass ich aussteigen kann, bevor jemand Geld will. Was mich dabei am meisten plagt, ist mein Bettlerdilemma. Einerseits will ich nichts geben, weil: Schliesslich hab ich nicht um ein Konzert gebeten. Und ich kann ja nicht jedem etwas geben. Ibigopfridstutzkebank, und so weiter. Andererseits: Irgendwie müsste ich doch. Und es würde mich ja nur zwei Fränkli kosten. Das ist für mich nichts, für die Musikanten aber vielleicht zwei Bier.

Also gebe ich manchmal was, manchmal nicht. Egal wie – ich fühl mich schlecht dabei. Und deshalb mag ich keine Strassenmusikanten: Jeder singt das Lied meiner Prinzipienlosigkeit.

Sarah Pfäffli

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