Samstag, 19. Dezember 2009

Bienne: Hund, tot

In Biel war es pour une fois nicht wirklich schön. Nebel, Eisregen, Scheisskälte. Aufmunterung tat not. Und siehe da; ich traf einen alten Bekannten.

Was er jetzt erzähle, sei vielleicht nur einer dieser urbanen Mythen, die man sich in jeder Stadt erzähle. Die Geschichte sei ihm aber aus zuverlässiger Quelle zugetragen worden, sagte er.

Jedenfalls sei vor einiger Zeit in Biel ein Mann mit einem Hund einen Fernseher kaufen gegangen. Der Hund habe draussen bleiben müssen, und als der Mann so mit dem Verkäufer über digital und nichtdigital diskutiert habe, sei der Hund vor dem Laden umgefallen, tot. Nach dem ersten Schrecken hätten die beiden Fido selig in einen relativ grossen, leeren Fernsehkarton gepackt. Zur späteren Beisetzung.

Ein paar Minuten später, sagte der Bekannte, sei ein Mann mit Pistole in den Laden gestürmt. Der Räuber habe einen relativ grossen und schweren Fernsehkarton erbeutet.

Fabian Sommer

Samstag, 12. Dezember 2009

Bern: Passiv-Aggressivistan

Das edelste Fortbewegungsmittel in der Kleinstadt ist das Velo. Das Problem dabei: Velofahren verdirbt den Charakter. Weil man sich dabei an den Luxus gewöhnt, seinen Weg allein zurücklegen zu dürfen und nie warten zu müssen.

Blöd wirds dann, wenn das Velo kaputt ist. Oder weg, weil man es am Abend vor dem Flohmarkt bei der Reithalle stehen liess (dummer Einfall).

Dann zeigt sich, wie verwöhnt man als Velofahrer geworden ist. Wenn man vor Ungeduld explodiert, weil man aufs Tram warten muss. Wenn man – eingequetscht zwischen schwitzenden Sachbearbeitern, Kinderwagen, Hunden und parfümierten Teenies – kein Dings zum Festhalten findet. Wenn man es kaum aushält, wie der Chauffeur auf Brems- und Gaspedal rumtrampelt. Wenn einem übel wird, weil Senioren im Tram ihre Darmprobleme diskutieren. Wenn man Leute mit Handy ein bisschen umbringen möchte («I bi im Bus!» – Aha).

Man. Also ich. Die Velo fahrende Königin von Passiv-Aggressivistan.

Sarah Pfäffli

Samstag, 5. Dezember 2009

Bienne: Absinth, Absinth, ein Lichtlein brennt

In Biel war Marché in der Altstadt, schöne Stände, schöner Glühwein. Irgendwie waren alle gerade schwanger. Da tauchte ein alter Bekannter auf und wollte über seine vierjährige Tochter reden. Er wisse jetzt viel Kinderzeugs, sagte er.

Unten in der Stadt werbe ein Coiffeur mit einem «speziellen Entertainmentsystem für die Kleinen». Schliesslich, so stehe es im Inserat, solle ein Haarschnitt ein «Erlebnis und eine Freude» sein. Das lasse er jetzt mal so stehen, meinte der Bekannte. Aber apropos Kinderzeugs. Er mache sich manchmal Sorgen, dass seine Tochter auf den falschen Weg geraten könnte. Die Kleine habe kürzlich im Quartier mit ihrem Adventskalender geprahlt. Jetzt sei ja «der erste Absinth».

Und dann die Sache in der Spielgruppe, seufzte der Bekannte. Dort habe sein Mädchen die Kinder und Pädagogen ein paar Tage nach Halloween gefragt, ob es schön gewesen sei. An der «Heroinparty».

Fabian Sommer