Samstag, 12. Dezember 2009

Bern: Passiv-Aggressivistan

Das edelste Fortbewegungsmittel in der Kleinstadt ist das Velo. Das Problem dabei: Velofahren verdirbt den Charakter. Weil man sich dabei an den Luxus gewöhnt, seinen Weg allein zurücklegen zu dürfen und nie warten zu müssen.

Blöd wirds dann, wenn das Velo kaputt ist. Oder weg, weil man es am Abend vor dem Flohmarkt bei der Reithalle stehen liess (dummer Einfall).

Dann zeigt sich, wie verwöhnt man als Velofahrer geworden ist. Wenn man vor Ungeduld explodiert, weil man aufs Tram warten muss. Wenn man – eingequetscht zwischen schwitzenden Sachbearbeitern, Kinderwagen, Hunden und parfümierten Teenies – kein Dings zum Festhalten findet. Wenn man es kaum aushält, wie der Chauffeur auf Brems- und Gaspedal rumtrampelt. Wenn einem übel wird, weil Senioren im Tram ihre Darmprobleme diskutieren. Wenn man Leute mit Handy ein bisschen umbringen möchte («I bi im Bus!» – Aha).

Man. Also ich. Die Velo fahrende Königin von Passiv-Aggressivistan.

Sarah Pfäffli

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