Samstag, 27. Juni 2009

Bern: Spunte

Kürzlich sassen wir in einer Beiz am Wasser, und das Schöne an Bern ist ja, dass man dafür nicht an einem miefigen See hocken muss, sondern sich an ein vitales Fliessgewässer begeben kann. So kamen wir ins Schwärmen: Wie hübsch die Beiz doch sei. Mit dem Gärtli. Und dem Rauschen im Hintergrund.

Da sagte mein Gspänli einen üblen Satz: «Aber man könnte noch viel mehr draus machen.»

Er meinte es nur im Spass. Doch mich schauderte: Wenn hier erst mal ein Szene-Gastronom vergeblich einen Latte macchiato bestellt, wird der in sein Moleskine-Büchlein notieren, «aus Beiz XY könnte man eine hippe Lounge machen!», und vorbei wird es sein mit dem Frieden.

Es gibt schon genug doofe Lounges. Wir wollen Spunten. Die müssen Werbe-Sonnenschirme haben und Plastikstühle, keine Starck-Möbel und Retro-Aschenbecher, keine überforderten Studenten im Service, sondern alte Türken mit grossen Schnäuzern, keine DJ-Musik im Hintergrund, sondern nur Rauschen.

Bloss nichts «draus machen»!

Sarah Pfäffli

Samstag, 20. Juni 2009

Bienne: Kalte Blatte

In Biel wars tüppig, es gab Panaché gegen die Hitze, und ich traf einen alten Arbeitskollegen. Er war in Diskutierstimmung. Der Kollege sprach über Sprache, und das gefiel mir.

In Biel, diesem vielsprachigen Schmelztiegel der Kulturen, und er sagte es so hochgestochen, gebe es mittlerweile zwei Arten von schlechtem Deutsch. Das geläufige Deutsch der welschen Bieler. Und das immer geläufiger werdende Deutsch der ausländischen Bieler.

Dass der beste Dönerladen der Stadt mit dem Slogan «Mehr Lust auf wieder essen» wirbt, sei ein klassischer Fall von Ausländerbielerdeutsch. Und auch die «kalte Blatte», die eine Bar mit schönem Plakat im Schaufenster feilbietet, sei wohl eher nicht das Werk eines überangepassten Frankofonen gewesen, meinte er.

Am Brockenhaus der Caritas jedoch sei eindeutig ein Welscher am Werk gewesen, behauptete der Kollege. So etwas erkenne er als Ur-Bieler auf den ersten Blick. Dort steht an der Eingangstüre: «Es ist verboten, diverse Sachen ausser die Öffnungszeit hier abzulegen».

Fabian Sommer

Samstag, 13. Juni 2009

Bern: Taube, tot

Neulich wartete ich auf den Bus. Dabei schaute ich ein paar Tauben zu, die auf dem Asphalt dieses Vogel-Dings machten – beschäftigt rumeiern. Nach einiger Zeit fuhr der Bus heran, und die Tauben machten sich aus dem Staub. Nur eine wusste nicht wohin, und eierte ausgerechnet: unters Rad.

Pfltsch.

Machte es, als der Bus darüberrollte. Ein wenig knackte es auch, als würde man die Luft aus einer PET-Flasche drücken. Taube tot. Ich ekelte mich lautstark. Die Leute neben mir, die es nicht gesehen hatten, schauten verwundert und dachten wohl: Wieder so eine mit Tourette-Syndrom. Nur ein Kind sagte: «Mami, warum hets nid chönnä furtflügä?», aber Mami wusste auch keine Erklärung.

Ich schon: Darwin.

Der Vogel war zu doof, deshalb musste er sterben. Tauben sind ohnehin unnütz, und man sollte froh sein, wenns eine weniger hat. Würde ich gern denken. Aber jedes Mal, wenn ich seither die Luft aus einer PET-Flasche drücke, durchfährt mich ein taubenfreundliches Schaudern.

Sarah Pfäffli

Samstag, 6. Juni 2009

Bienne: Güggeli

In Biel war Grillfest, es gab ganze Güggeli à 13 Franken und ich traf einen alten Freund. Er habe einen schweren Schock erlitten, berichtete er. Dass ihm das gerade jetzt, bei goldgelb gebratenen Güggeli, einfalle, komme nicht von ungefähr. Das scho-ckierende Erlebnis, erzählte der Freund, sei ihm nämlich ebenfalls in der Nähe eines Grills widerfahren.

Er sei also an diesem Fest gewesen, auf einer sehr schmalen Terrasse, wo es nicht einfach gewesen sei, zwischen Stühlen und Tischen zum Grill zu gelangen. Dort sei es passiert. Eine junge Gutaussehende habe sich zwischen Stühlen und Tischen durchgezwängt. Dabei habe sie sich dünn machen müssen, was ihre eh tief geschnittene Hose ein Stück tiefer rutschen liess. Und dann: Sei ihre Intimbehaarung aufgeblitzt! Ein dichter, pechschwarzer Busch! Bis zum Bauchnabel! Der Freund sprach jetzt so laut, dass sich der Güggelimann umdrehte.

Allmählich beruhigte sich der alte Freund wieder. Er habe der jungen Gutaussehenden dann geraten, nicht zu nahe an den Grill zu stehen, sagte er.