Samstag, 23. Juli 2011

Bienne: Summer in the City

In Biel war der Hochsommer vor allem dadurch zu spüren, dass die meisten Biennois verreist waren oder zum grossen Seenachtsfest wieder nach Hause kamen. Wir Bieler feiern den Nationalfeiertag ja einen Tag früher als die anderen, am 31. Juli. Man munkelt, das sei deshalb so, weil wir uns am arbeitsfreien 1. August von den Strapazen von Feuerwerk und Feuerwasser erholen müssen.

Erholen muss sich manchmal auch die Polizei. Zumindest im Hochsommer aber scheint dies in Biel während der Arbeit möglich zu sein, wie ein Blick in die sogenannten Polizeichroniken beweist, die wöchentlich in den Bieler Zeitungen zu lesen sind. Da steht zum Beispiel: «Stolz präsentierte sich ein Pfau auf einer Strasse. Die angerückte Patrouille machte offenbar einen so grossen Eindruck auf das Tier, dass dieses daraufhin von selbst in seinen Park zurückkehrte.» Oder: «Ihre Mutter mache alles kaputt, meldete ein Mädchen der Polizei. Die ausgerückte Polizei ging der Sache auf den Grund. Die aufgeweckte Kleine wollte offenbar ihr Zimmer nicht aufräumen. Die Mutter warf die herumliegenden Dinge in der Folge kurzerhand zum Fenster hinaus, worauf sich die empörte Tochter bei der Polizei meldete.» Ich finde, und dies nach der Lektüre dieser Berichte mehr denn je: Es wäre schön, wenn einfach immer Sommer wäre.

Fabian Sommer

Burn: Sommer in Bern

Dieser Sommer ist weniger schlimm, wenn man nur einen kleinen Balkon hat und keine Zeit, um darauf rumzuhängen. Man ärgert sich dann weniger. Es bleibt einem auch das stundenlange Piepsen des Weckers erspart, den jemand in der Nachbarschaft jeden Tag abzustellen vergisst. (Vielleicht ja die gleiche Person, die ihr kabelloses Internetnetzwerk «Bumsgott» getauft hat?) Jedenfalls. Sogar dieser Sommer hat seine Geschichten. Und offenen Fragen. Eines meiner Lieblingsrätsel: Warum sind gerade Gesetzlose so autoritär? Dachte ich mir, als ich kürzlich einen Bronco einen Autofahrer anschreien sah. Ausgerechnet die Outlaws kümmern sich in Bern um Law and Order. Ist doch seltsam. Auch die Punks: Gehorchen niemandem, aber von ihren Hunden verlangen sie absoluten Gehorsam.

Das war natürlich eine Beobachtung am Rande des Gurtenfestivals, und alle 81 Prozent der Leser, die sich dafür nicht interessieren, sollen wegschauen: Jetzt kommt meine Gurten-Lieblingsstory. Eines meiner Gspänli hatte ein Blind Date mit einem Zürcher Modi. Er wartete eine halbe Stunde vergeblich und schrieb ihr dann eine SMS: «Vielleicht klappts ein andermal?» Sie: «Wie bitte? Jetzt haben wir doch gerade eine halbe Stunde zusammen geredet?» Da war ein Date-Schwindler am Werk. Schlawiner, diese Berner.

Sarah Pfäffli

Samstag, 16. Juli 2011

Bienne: Ladies Night

In Biel war wieder einmal Ladies Night, nur leider waren knapp kalkulierte 66,6 Prozent der Anwesenden im Lokal, das sich ebendiesen Leitspruch für selbigen Abend auf das Schaufenster geschrieben hatte, Männer. Am Fernsehen lief pas-senderweise die Frauen-Fussball-WM, Viertelfinal.

Weil nicht viele Frauen anwesend waren, mit denen wir sprechen konnten, sprachen der alte Bekannte und ich halt miteinander über sie. Die grossen Heldinnen unserer grossen Geschichten waren unsere geliebten Grossmütter. Meine fragte mich vor ein paar Tagen, wie denn dieses Smilen mit dem Handy genau gehe. Sie meinte Mailen. Ich smilte und drückte sie.

Das Grosi meines alten Bekannten seinerseits klagte, als er es kürzlich zum Friedhof fuhr, über die viele Büez an den vielen Gräbern ihrer vielen verstorbenen Verwandten und Freunde. Wenn sie mal sterbe, lasse sie sich verbrennen, meinte sie. Dann habe sie diesen Chrampf nicht mehr.

Dass nicht nur Grossmütter cool sind, bewies dann eine der wenigen jungen Frauen, die den Weg an die Ladies Night gefunden hatte. Als ihr Begleiter den Cocktail «Sex on the Beach» zum Apéro vorschlug, meinte sie: «Wir haben schon so keinen Sex, dann müssen wir ihn ja auch nicht trinken.»

Fabian Sommer

Samstag, 9. Juli 2011

Burn: Live is Live

Noch ein paar Tage, dann ist Gurtenfestival, olé, olé. Ich bin ja ein Gurten-Kind. Zum ersten Mal war ich mit 14 Jahren da, Nick Cave, Björk, das ist jetzt, huiuiui, 15 Jahre her. (Pssst, aber: Wer auf solche Zeitspannen zurückblicken kann, wird glaubs ein bisschen alt.) Die Musik ist seither erst gefühlt ein wenig schlechter, dann wieder besser geworden. Das Publikum trägt immer noch lustige Hüte und Band-T-Shirts, um zu zeigen: Ich habe sowohl Humor als auch einen erlesenen Musikgeschmack. Relativ neu dagegen ist das Handyproblem. Seitdem die Telefone auch filmen und fotografieren können, stehe ich garantiert immer hinter jemandem, der die ganze Zeit das Handy in die Höhe streckt, um einem abwesenden Gspänli das Konzert durchzutelefonieren. Oder um alles auf Video aufzunehmen. Oder um ständig Fotos zu schiessen. Ich sag euch jetzt mal was: Das ist ein Seich. Erstens verpasst ihr dabei das halbe Konzert, und ich sehe nichts. Zweitens klingt die Musik übers Handy wahnsinnig schlecht. Und drittens schaut man sich diese Fotos und Videos sowieso nie mehr an.

Also, wenns geht: Behaltet die lustigen Hüte, die Band-T-Shirts, sogar das zu schnelle Im-Takt-Mitklatschen ist okay. Aber hört auf mit dem Handyzeug. Ich verspreche dafür auch, nicht mehr falsch mitzusingen.

Sarah Pfäffli

Samstag, 2. Juli 2011

Bienne: Erste Liga

In Biel war Ruhe. Vor dem Sturm. Vor der Braderie, die dieses Wochenende zum besten des Jahres macht. Braderie, liebe Nichtbieler, das heisst Party, das heisst drei Tage Ausnahmezustand. Jenen, die dieses Fest nicht kennen, sei hiermit dringend empfohlen, noch heute Samstag einen Besuch bei uns zu machen. Von der Bundesstadt aus dauert die Zugfahrt etwa 28 Minuten. Ins Ausland ists gar nicht so weit, wie Ihr immer meint, liebe Berner.

Apropos Ausland: Für uns Bieler beginnt dieses ja im Oberaargau, und damit wären wir bei Kollegin Pfäfflis Kolumne von letzter Woche. Dazu ein kurzer Nachtrag, der irgendwann in jener Zeit spielt, als die Hockeyaner vom EHC Biel noch in der NLB rumgurkten. Das grosse Duell war im Stadion Schoren zu Langenthal. Im Radio gab es eine Sturmwarnung. Die Parkplatzanweiser lotsten die im Auto angereisten Fans dennoch in den Wald. Der Sturm kam, Bäume knickten um. Kurz vor Spielende gab es eine Durchsage, die den Anwesenden immer in Erinnerung bleiben wird: «Folgende Autos sind zerstört …», brummte der Speaker. Dann zählte er ein Dutzend Kontrollschildnummern auf.

Für uns Bieler war das zu viel. An der darauffolgenden Bra- derie beschlossen wir, im nächsten Frühling in die NLA aufzusteigen.

Fabian Sommer