Samstag, 29. August 2009

Bern: Tschesé Sommer

Dem Sommer wachsen schon graue Haare, die Sonne nickt beim Znacht manchmal ein, und die Aare mag auch nicht mehr so recht. Es ist Ende August, und es könnte jetzt jeden Tag so weit sein: Dass wir plötzlich nicht mehr wissen, wie das geht, in der Badehose rumlaufen und nicht frieren. Oder sich wochenlang nur von Pommes frites mit Currysauce ernähren. Auf einmal können wir es uns nicht mehr vorstellen, wie wir all das Bier überlebten und die Massenwanderungen am Aareufer auf dem heissen Asphalt. Schütteln ungläubig den Kopf beim Gedanken, dass der Körper selbst nach ganz wenig Schlaf und mehreren Rauchvergiftungen von all den Grillfesten funktionierte. Und bald erinnern wir uns auch nicht mehr daran, dass wir je ohne Handschuhe an den Fussballmatch gingen.

Noch schleicht sich die Kälte zwar erst als Wind getarnt an, aber bald wird sie da sein.

Dann helfen nur noch feine Melancholie, dunkler Milchkaffee und heisse Marroni. Ist ja auch was. Ich sag schon mal: tschesé Sommer, du alter Sack.

Sarah Pfäffli

Samstag, 8. August 2009

Bienne: Pissoir

In Biel war Fussball, Challenge League, zweite Runde. Der Gegner hiess Stade Nyonnais, die Zuschauerzahl betrug 552, und ich traf einen alten Kollegen.

Er sei in vielen Stadien gewesen, erzählte er nach dem 3:0 für unser Team. Auf die Gurzelen aber komme er immer wieder zurück, so schön sei das hier. Nirgendwo sonst, meinte er, sei das Fussballerlebnis so echt. Dieser Geruch nach Rasen! Diese verkohlten Würste! Diese Nähe zu den Spielern! Und dann, vor allem: diese Matchbesucher! Noch von altem Schrot und Korn!
Ich sah mich um. Die rostige Haupttribüne. Hinter dem Spielfeld ein schlechtes Graffiti auf bröckelndem Beton. Das Pissoir, eine schwarze Wand.

Es ist wirklich schön hier, sagte ich zum alten Kollegen.

Dann lauschten wir. Vor uns standen zwei Alte mit Rösslistumpen. Er verstehe es nicht, brummte der eine. Warum nur stellen sie hier nicht ein Dreierpissoir auf, so mit Röhren, wie an den Festen. Weisst du, sagte er, so eins, wo man sich in der Mitte gegenseitig anseicht.

Fabian Sommer