Samstag, 27. Februar 2010

Bienne: Sicher nid Bärner

In Biel war die Fasnacht vorbei und sogar der Goalie des Hockeyklubs wieder nüchtern. Ich fütterte am See Enten und traf einen alten Bekannten.

Er sprach ein brisantes Thema an: Herkunftsbezeichnungen. In den Medien, sagte er, sei ständig die Rede von Bernern, wenn eigentlich Bieler gemeint sind. Bieler Spieler seien Berner Spieler. Bieler Nationalräte Berner Nationalräte. Und Bieler Firmen Berner Firmen. Das nerve, sagte der Bekannte. Wir würden ja auch nicht sagen, Rapperswiler seien Sankt-Galler, Oltner Solothurner oder Emmentaler einfach Berner. Er sei jetzt mehreren Facebook-Gruppen beigetreten. «Ich bin Bieler und kein Berner» (747 Mitglieder), «D EHCB-Jungs si Bieler oder Seeländer, aber sicher nid Bärner» (246 Mitglieder).

Ich war nachdenklich und ging nach Hause. Dort trösteten mich 1679 Leidensgenossen. Sie sind Mitglied der Facebook-Gruppe «Petition: Biel als eigener Kanton».

Fabian Sommer

Samstag, 20. Februar 2010

Bern: Tüüfeli

Wenn ich nur fotografieren könnte! Dann würd ich ein super Fotoprojekt machen. Es hiesse «Tüüfeli» und würde alle Bernerinnen zeigen, die als Teufelchen verkleidet an die Fasnacht gehen. Neben jedem Bild hinge ein Foto der Frau im Alltagsoutfit. Damit würde ich illustrieren, wie die Leute in Bern einmal im Jahr einfach total aus sich rauskommen.

So Zeugs überlege ich mir, wenn ich an die Fasnacht denke. Denn die hat in meinem Kopf weniger den Ruf eines fröhlichen Volksfests denn einer Sauferei, bei der in jede Ecke gebislet und gekötzlet wird.

Ich sehe da nur drüber hinweg, weil ich mir selber gern Verkleidungen ausdenke. Zum Beispiel als Berner DJ-Duo Round Table Knights. Als «Wuffli, ein Fall für den Tieranwalt». Als Hipster, mit Hornbrille, Karohemd und Röhrlijeans.

«Alles viel zu subtil. Fasnacht ist ironiefreie Zone», sagt mein Gspänli. Ich nicke. Setze mich ans Fenster eines hübschen Cafés, das sich als Tapasbar verkleidet. Und zähle Teufelchen.

Sarah Pfäffli

Samstag, 13. Februar 2010

Bienne: EKF, EKF, EKF!

In Biel war es grotesk: schon Olympiapause, kein Hockey. Noch Winterpause, kein Fussball. Setzte ich mich halt in eine Bar und traf einen alten Bekannten.

Wir unterhielten uns über die grotesken Dinge im Leben, als ein fein gekleideter, etwa 45-jähriger Mann das Lokal betrat. Er sprach ohne Pause. Ich wusste plötzlich, was mit der Redensart gemeint ist: Es sprudelte nur so aus ihm heraus.

Er habe heute Geburtstag, wie Marlene Dietrich. Was, 4 Franken 20 für eine Cola, dafür könnte er sich ja ein Sixpack kaufen. Der Dritte Weltkrieg stehe bevor, und die Schweiz? Mittendrin! Er wisse es aus sicherer Quelle. Aber er sei gerüstet. EKF, EKF, EKF! Er wiederholte es immer wieder. Elektronische Kriegsführung, erklärte er, mit dem Handy Bomben zünden.

Dann verschwand der Mann in die Nacht. Und es war auf einmal gar nicht mehr grotesk, dass manchmal gleichzeitig Olympia- und Winterpause ist.

Fabian Sommer

Samstag, 6. Februar 2010

Bern: Geliebte Lakonie

Es gibt Fragen, auf die sollte man immer eine Antwort parat haben. Fragen nach Hobbys, Lieblingsfilm und Lieblingssong zum Beispiel. Kürzlich kam auf dieser Liste eine weitere dazu. Ein alter Bekannter fragte mich: «Und wo gehst du so in den Ausgang?» Wir sassen im Tram, es war Freitagabend, um uns herum tranken sich die Kids fürs Barstreet-Festival warm.

Früher hatte ich manchmal noch einen Lieblingsclub. Aber das ist wohl eine Altersfrage. Inzwischen bin ich am liebsten dort, wo private Zusammenrottungen stattfinden. Denn es gibt ihn für mich nicht mehr in Bern, den richtigen Ort. Es gibt nur das richtige Personal.

Dazu gehört jener junge Herr, der mich kürzlich in einem zugerauchten Keller nach meinen Hobbys fragte. Mangels der oben empfohlenen Vorbereitung sagte ich blöd: «Schöne Kleider sammeln.»

Worauf mich der Herr musterte und fragte: «Warum ziehst du sie dann nicht an?»

Geliebte Berner Lakonie! Er zog grinsend davon; ich lachte, hustete ein wenig und dachte: Am Barstreet-Festival wäre mir so was Hübsches nie passiert.

Sarah Pfäffli