Samstag, 14. Januar 2012

Bienne: Wenn man es kennt

In Biel war Frühfrühlingswetter, 8 Grad, blauer Himmel, weit und breit weder Nebel noch Niederschlag. In der Zeitung sah ich ein Bild aus Klosters. «Schaiss Schnee», hatte dort jemand in den Schnee geschrieben. Ich war froh, nicht in Klosters zu sein.

Am Abend war in einem Bieler Pub eine kleine Party. Auch er sei glücklich, in Biel zu sein, meinte ein alter Bekannter, der an diesem Anlass als DJ wirkte. Die Leute tanzten ein bisschen. Er schrie ins Mikrofon: «Biel ist halt schon eine geile Stadt. Wenn man es kennt und von hier ist.» Dieser Satz stimmte mich nachdenklich. Biel ist also nur geil, wenn man es kennt?

Ich überlegte kurz und kam zum Schluss, dass der DJ so unrecht wohl nicht hat. Wir haben ja kein Münster und keinen Bärenpark. Es sind die versteckten, kleinen Dinge, die unsere Stadt aus- oder eben geil machen.

Kürzlich zum Beispiel sah ich das oberflächlich betrachtet eher unschöne Bild eines mutmasslich Obdachlosen, der in einem Mülleimer im Stadtzentrum herumwühlte. Als ein Geschäftsmann im Anzug vorbeikam und seine Sandwichverpackung in besagten Mülleimer warf, wurde er vom mutmasslich Obdachlosen angeschnauzt, es war wunderschön. Der Clochard sagte: «Was soll das? Ich störe Sie auch nicht bei der Arbeit!»

Fabian Sommer

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