Samstag, 31. März 2012

Burn: Z Märit gah

Der Übergang ins Erwachsenenleben vollzieht sich schleichend, aber hie und da verpasst einem das Leben einen kleinen Chlapf und ruft fröhlich: Du bist nicht mehr zwanzig. Sondern schon fast ranzig. Am Berner Samstagsmärit zum Beispiel fährt man als junger Berner höchstens mal vorbei, wenn man besonders spät vom Ausgang heimkehrt. Oder sehr früh aufstehen muss, um jemandem beim Zügeln zu helfen. Aber im Normalfall liegt man im Bett, wenn die Stadt Bern das Landleben zelebriert. Irgendwann muss man schliesslich schlafen!

Das fiel mir wieder ein, kürzlich am Samstagmorgen. Wir standen in der Münstergasse und kamen nicht vom Fleck, weil immer wieder jemand gegrüsst werden musste. Unsere Gruppe inklusive Kinderwagen versperrte den Weg, und der Geflügelstand hinter uns verkaufte kaum mehr ein Poulet. Nach gefühlten zwei Stunden bemerkte einer unserer Bekannten: «Jetzt trifft man sich also samstags auf dem Märit. Sehr bourgeois.» Autsch.

Die Bourgeoisie stieg aufs Velo und fuhr heim ins gentrifizierte Arbeiterquartier, wo sie leere Bierflaschen entsorgte. Sie verspürte ein bisschen Kopfweh vom Vorabend und legte sich erleichtert aufs Sofa. So schlimm ist es doch noch nicht. Irgendwann muss man schliesslich schlafen.

Sarah Pfäffli

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen