Samstag, 21. Juli 2012

Burn: Adieu, Chätschi-Platz

Er war eines der letzten Mysterien dieser Stadt. Jedes Mal, wenn ich darüber hinwegfuhr, wunderte ich mich über die Stelle, die wir den Chätschiplatz nannten: ein Stück Asphalt in der Matte, das zugepflastert war mit Kaugummis. Nichts an dem Ort verriet, warum die Chätschis ausgerechnet da klebten – er befand sich nicht direkt unter der Brücke, auch war kein Schulhaus in unmittelbarer Nähe. Der Chätschiplatz blieb ein Rätsel.

Jetzt ist er verschwunden. Zumindest zur Hälfte. Erst hätte ich ihn fast übersehen. Dreimal musste ich die Aarstrasse abfahren, bis ich seine Überreste entdeckte. Die Stadt hat den Strassenbelag zur Hälfte erneuert. Adieu, Chätschiplatz. Erst jetzt, da er nicht mehr ist, habe ich mich erkundigt, was es mit ihm auf sich hatte. Der «Bund» hat das mal recherchiert: Die Chätschis stammten von einem Mann, der mit Rauchen aufgehört hatte. Angeblich, um der Liebe zu seiner Frau eine Art Denkmal zu setzen, spuckte er seine Nikotinkaugummis stets auf die Strasse vor dem Haus. Ein hübscher Spleen.

Jetzt, wo ich die Geschichte kenne, finde ich es grad noch ein wenig trauriger, dass es den Chätschiplatz nicht mehr in seiner alten Grösse gibt. Und wohl auch nie mehr geben wird. Denn der Mann hat laut «Bund» 2008 wieder mit Rauchen angefangen.

Sarah Pfäffli

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