Samstag, 13. Oktober 2012

Burn: Sich zügeln

Grad war wieder Umzugszeit, das sieht man immer gut in der Stadt: Die Haustüren sind für alle offen, Berge von Krempel stehen «gratis!» auf dem Trottoir, ungeübte Fahrer von Mietlastwagen versperren die Strassen und werden angehupt; nirgendwo auf der Welt hupt man so schnell wie in der Schweiz, wenn jemand bei Grün nicht grad anfährt.

Lang sind die Staus vor dem Entsorgungshof, denn all das Zeugs, das niemand «gratis!» wollte – die mit Stickern verzierte Kinderkommode, der verdellte Couchtisch «Lack» (29.90 Franken bei Ikea), die CD-Ständer –, all die einst angeschleppten Sachen müssen irgendwie weg, und so stehen die Lastwagen bis auf die Strasse hinaus an, das blockiert den übrigen Verkehr.

Endlich kommt man dran, leicht aggressiv inzwischen, aber die Mannen vom Entsorgungshof sind nicht aus der Ruhe zu bringen, mit einer Aura von völligem Gleichmut lösen sie stoisch die kompliziertesten Abfallprobleme – Glas da. Elektrogeräte hier. Holz dort. Und gleichzeitig schaffen sie es, im Kopf nach geheimnisvollen mathematischen Formeln den geschuldeten Betrag zu berechnen. 14 Franken. Adiemitenang. Jetzt den Lastwagen wenden und durchs Tor manövrieren. Aber vorher noch was einladen: bisschen Entsorgungshofgelassenheit zum Weiterzügeln.

Sarah Pfäffli

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