Samstag, 16. Februar 2013

Burn: Fachnast

Ich sags jetzt mal ehrlich: Fasnacht ist was Schönes für Kinder und ansonsten ganz furchtbar. Es ist die einzige Gelegenheit für viele gewöhnliche Menschen, die Sau rauszulassen (ich schreibe jetzt nicht: ihr wahres Gesicht zu zeigen). Ein Fest, an dem Männer in den Hauseingängen pinkeln, weil man das ja darf, so verkleidet, und mit derselben Legitimation Frauen angrapschen. Diese wiederum verkleiden sich alle: «sexy». Als Polizistinnen und Krankenschwestern, Teufelchen und Hexen. Es ist, als würde die ganze Stadt Polterabend feiern. 

Und dann geh ich trotzdem immer. Aber weil ich mich jedes Mal erst in letzter Sekunde dazu durchringe, habe ich kein ausgefeiltes Kostüm, sondern ende zum Beispiel als YB-Hooligan mit schwarzer Kapuze und Knoten im Schal an der Bar im Schlachthaus und habe ein bisschen Angst, dass ein richtiger Hooligan vorbeikommt. Oder zwei. Dann trinke ich genug, und es wird doch irgendwie lustig, und ich denke mir aus, wie man sich noch verkleiden könnte: als Round Table Knights, als Kutti MC, als Simone Niggli-Luder oder als jenen Mann, der immer in den kurzen Turnhosen und mit Plastiksack durch die Stadt stapft. Viele schöne Ideen habe ich, und ich denke: nächstes Jahr! Aber dann sehe ich jemanden kötzlen, höre eine Guggenmusik «Eye of the Tiger» spielen – und weiss es wieder. Fasnacht ist ganz furchtbar. 

Sarah Pfäffli

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen