Samstag, 13. April 2013

Burn: Nervige Schachtel

Jetzt, wo man wieder länger als fünf Minuten draussen sein kann, ohne an Erfrierungen zu sterben, beginnt in Bern die Outdoor-Schachsaison. Vor allem auf dem Bärenplatz, den die Kenner «Centre Court» nennen. Und auf der Bundesterrasse; da üben die Schachspieler glaubs, bevor sie sich auf den Bärenplatz wagen.

Ich kann Schach spielen, also ich könnte: Ich kenne die Regeln. Aber da ich nicht verlieren kann, ist dieses Spiel, pardon, dieser Sport für mich vielmehr Qual als Vergnügen und für meinen Gegner auch. Wenn Brettspiel, dann eher noch der peinvolle, aber schnelle Untergang bei einem Mühlespiel, die Unausweichlichkeit von Figge-Mühle, als das zähe Sterben einer Figur nach der anderen, das schmerzvolle Niederringen in Zeitlupe beim Schach.

Trotzdem hege ich eine Schachfantasie, und zwar die, auf dem Bärenplatz einer Schachpartie als nervender Klugscheisser zuzuschauen. Bei jedem Zug würde ich leise Kommentare abgeben. Mal den Kopf schütteln, mal die Augen rollen, mal die Luft durch die Zähne saugen und mit einem scharfen Ssss-Laut jede Aktion als hochriskant oder blöd taxieren. Ich stelle mir das lustig vor. Man könnte daraus einen TV-Sketch machen. Oder ich könnte es einfach als Privatvergnügen geniessen. Weil verlieren kann ich zwar nicht, aber im Drischnure bin ich im Fall super.

Sarah Pfäffli

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen