Jede Stadt hat ihr ganz eigenes Personal. Es sind ein paar Leute, eine
Handvoll vielleicht, denen begegnet man immer wieder. Schnell einkaufen
gehen, und schon trifft man vier bekannte Gesichter – von denen man zwar
nichts weiss, mit denen man nie gesprochen hat und die man, ganz
ehrlich, auch gar nicht unbedingt kennen möchte; die aber irgendwie zum
Inventar gehören. «Heute war der ‹Sürpräis›-Verkäufer vor der Migros»,
erzählen wir uns dann. Oder dass jemand die Flötenspielerin am Bahnhof
gesehen hat und ob man ihr etwas Geld gegeben hat oder nicht. Manchen
unserer lieben Namenlosen haben wir eigene Namen gegeben – fast so, als
wären es alte Bekannte. Der Turner, der stets forschen Schrittes und mit
kurzen Hosen in der Stadt herummarschiert. Den Skaterboy trifft man
beinahe jede Woche, ein mittelalterlicher Mann, der sich auffallend
jugendlich kleidet. Oder die Drögeler-Frau, die aussieht, als wäre sie
erst 16. Schwäbi, den Mann im grossen weissen T-Shirt, der so
eigenwillig tanzt, habe ich allerdings schon lange nicht mehr gesehen.
So geht es manchmal: Ganz allmählich verschwindet jemand aus dem
Blickfeld, und man nimmt es anfangs gar nicht wahr. Bis man irgendwann
merkt: Es fehlt etwas im Stadtbild.
Sarah Pfäffli
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