Samstag, 6. Juli 2013

Burn: Stadtvögel

Jede Stadt hat ihr ganz eigenes Personal. Es sind ein paar Leute, eine Handvoll vielleicht, denen begegnet man immer wieder. Schnell einkaufen gehen, und schon trifft man vier bekannte Gesichter – von denen man zwar nichts weiss, mit denen man nie gesprochen hat und die man, ganz ehrlich, auch gar nicht unbedingt kennen möchte; die aber irgendwie zum Inventar gehören. «Heute war der ‹Sürpräis›-Verkäufer vor der Migros», erzählen wir uns dann. Oder dass jemand die Flötenspielerin am Bahnhof gesehen hat und ob man ihr etwas Geld gegeben hat oder nicht. Manchen unserer lieben Namenlosen haben wir eigene Namen gegeben – fast so, als wären es alte Bekannte. Der Turner, der stets forschen Schrittes und mit kurzen Hosen in der Stadt herummarschiert. Den Skaterboy trifft man beinahe jede Woche, ein mittelalterlicher Mann, der sich auffallend jugendlich kleidet. Oder die Drögeler-Frau, die aussieht, als wäre sie erst 16. Schwäbi, den Mann im grossen weissen T-Shirt, der so eigenwillig tanzt, habe ich allerdings schon lange nicht mehr gesehen. So geht es manchmal: Ganz allmählich verschwindet jemand aus dem Blickfeld, und man nimmt es anfangs gar nicht wahr. Bis man irgendwann merkt: Es fehlt etwas im Stadtbild.

Sarah Pfäffli

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