Samstag, 31. Oktober 2009

Bern: Einen Falafel bitte

Mein Quartier zeichnet sich durch entspannte Langeweile aus. Keine Szene-Lounges, keine Bioläden, kein Latte macchiato. Nur Coiffeursalons und tamilische Durcheinandershops. Und der beste Kebab der Stadt. Vom empfindlichsten Kebab-Mann der Stadt.

Das weiss ich, weil: Einmal habe ich fünf Kebabs bestellt (ab und zu lädt die Dame von Welt ja zu einem gepflegten Dîner). Allerdings holte ich sie fünf Minuten zu spät ab. Das fasste der Kebabmann als persönliche Beleidigung auf. Er war gekränkt. Und straft mich seither damit, dass er mich nicht in den Kreis der Stammgäste aufnimmt. Seit über einem Jahr betrete ich einmal pro Woche sein Lokal und bestelle einen Dürüm. Jedes Mal tut er so, als wäre ich zum ersten Mal da. Jedes Mal werde ich gefragt, ob mit scharf, ob mit alles, ob mit Joghurt- oder Cocktailsauce. J.e.d.e.s. M.a.l.

Ich gehe standhaft weiter zu ihm. Eines Tages werde ich das Lokal betreten, und er wird mich ungefragt mit dem perfekten Dürüm bedienen.

Dann werde ich sagen: Ach nö, heute hätt ich gern einen Falafel.

Sarah Pfäffli

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