In Biel war Montagnachmittag, und am Montagnachmittag haben Bewohner
und Besucher unserer Stadt jeweils die Chance, einem Schauspiel
beizuwohnen: Suchtmittel konsumierende Frauen und Männer aus der Region
bekommen laut Behörde die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten
einzusetzen, Ressourcen zu aktivieren und einen legalen Verdienst zu
erzielen. Man könnte auch sagen: Junkies putzen für 8 Franken
Stundenlohn die Strassen. Das ist auf jeden Fall ein sinnvolles und
lobenswertes Projekt, vor allem aber ist es unterhaltsam. Am letzten
Montagnachmittag etwa waren drei arme Tröpfe unterwegs; nennen wir sie
Fredy, Fridu, Fränzu. Sie schoben in über die zerfetzten Kleider
gewürgten orangen Gwändli Besen, Schaufel und Abfallsackwägeli vor sich
hin, ein Hund trottete mit.
Nach einiger Zeit stillen Wischens fragte Fredy: «Sag mal, Fridu,
beisst dein Hund?» Fridu antwortete: «Sicher nicht!» Fredy ging auf den
Hund zu, wollte ihn streicheln. Der Hund aber schnappte zu, voll in
Fredys Finger. Fredy schrie auf und schimpfte: «He, Fridu, du hast
gesagt, dein Hund beisse nicht!» Fridu sah Fredy lange an, dann sagte
er: «Hab ich gesagt, das sei mein Hund? Der gehört Fränzu!»
Fabian Sommer
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