Samstag, 1. Juni 2013

Bienne: Bizarre Angst

In Biel war die Verwirrung allmählich gross. Auf sämtlichen Kalendern, die man in die Hände bekam, stand irgendetwas von Ende Mai oder Anfang Juni. An manchen Verkaufsstellen gab es Glace, und die Sommerfeste in und um unsere wunderbare Stadt standen vor der Tür. Irgendwas aber stimmte gar nicht. Die Leute trugen Wollmützen und Daunenjacken und tranken statt Feierabendbier am See erhitzten Feierabendschnaps in winterfesten Wirtshäusern. Irgendjemand drängte Petrus auf Twitter zum Rücktritt. Irgendjemand anders verkündete auf Facebook, er werde morgen Frau Holle vermöbeln. 

Am Bahnhof traf ich einen alten Bekannten. Er stieg von seinem Roller und musste die Handschuhe ausziehen, ehe er mich begrüssen konnte. Diese Scheissdiskussionen über das Scheisswetter würden ihm viel mehr auf den Sack gehen als das Scheisswetter an sich, fluchte er dann. Er habe vor vier Wochen beschlossen, einfach alles kommentarlos zu akzeptieren, was vom Himmel her kommt

Nur frühmorgens beim Radioeinschalten ergreife ihn jeweils eine bizarre Angst, gab er zu. Er befürchte jedes Mal, dass der nächste Song «Last Christmas» sein werde.

Fabian Sommer

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